Im Innern des ehemaligen Munitionslagers Mitholz ist die Ruhe vorbei. Spezialisten der Kampfmittelbeseitigung (Kamir) führen im Auftrag des Eidgenössischen Departements für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS) zwei Sondiergrabungen durch.
An der ersten Stelle haben sie dreieinhalb Meter tief in den Munitionsschrott gegraben und über 6700 Munitionsstücke entdeckt. Ausserdem sind sie auf beschädigte Bahngleise gestossen.
Die Bahngleise zeugen davon, dass Bomben, Granaten und Zünder einst per Eisenbahn in den Berg gefahren wurden.
Munitionsstücke noch intakt
Als es 1947 zur Explosion kam, wurden die Gleise zusammengedrückt und dabei arg beschädigt. «Das zeigt, wie massiv die Kräfte waren», erklärt Alexandro Spora, Kommandant der Kampfmittelbeseitigung. Die Explosion habe sogar Tunnelwände gesprengt und die Munition zum Teil in die Wände gedrückt.
Über 17 Tonnen Munition haben die Spezialisten bis heute von Hand geborgen: von Gewehrpatronen über Minenwerfer bis Artilleriegranaten. Obwohl die Explosionen damals heftig waren, sind viele Munitionsstücke noch immer intakt. «Darum ist die Räumung machbar», sagt Alexandro Spora von der Kampfmittelbeseitigung.
Sprengstoff hat sich verflüssigt
Auch die zweite Sondiergrabung macht Hoffnung. Dort finden die Spezialisten nur rund 2000 Munitionsobjekte – dreimal weniger als bei der ersten Grabung. Zum Teil sind die Sprengstoffhülsen sogar leer.
«Wir befinden uns in der Nähe des Maschinenraums, dort hatte es Dieseltanks, die wochenlang brannten. Wegen der grossen Hitze hat sich der Sprengstoff verflüssigt und ist zum Teil aus den Hülsen geflossen», erklärt Alexandro Spora. Statt von Hand könnte diese Stelle dereinst mit Maschinen geräumt werden.
Kein Worst-Case-Szenario zu erwarten
Weniger erfreulich sind die ersten Ergebnisse von Sondierbohrungen ausserhalb der Anlage. Adrian Götschi, Projektleiter Räumung Mitholz, sagt: «Wir müssen klar sehen: Nur ein Drittel des verschütteten Bahnstollens ist zugänglich und dadurch können wir nur einen kleinen Prozentsatz der Munition anschauen.» Der ganze Rest sei verteilt und nicht zugänglich.
Darum sei die Schlüsselfrage: In welchem Zustand ist die Munition im nicht zugänglichen Teil des Tunnels? So viel ist laut Projektleiter Götschi klar: Je weniger eine Munition den Bränden im Tunnel ausgesetzt war, desto höher ist ihre Explosionskraft.
Dennoch: Die Sondiergrabungen zeigen, dass in Mitholz vermutlich kein Worst-Case-Szenario zu erwarten ist. Die effektive Räumung der Munition soll 2033 beginnen. Bis dahin müssen vor der Anlage noch die nötigen Schutzbauten für Eisenbahn und Strasse erstellt werden.