Raiffeisen will die Ära Pierin Vincenz aufarbeiten. Nicht zuletzt, um das Vertrauen der Kunden zurückzugewinnen. Ziel der unabhängigen Untersuchung ist die Beteiligungskäufe von Raiffeisen Schweiz oder ihrer Tochtergesellschaften, die seit 2005 getätigt wurden, auf allfällige Unregelmässigkeiten zu überprüfen.
Ausgenommen von der Untersuchung sind Unternehmen und Transaktionen, die bereits im Rahmen der Strafuntersuchung der Staatsanwaltschaft Zürich direkt untersucht würden. Die Zürcher Oberstaatsanwaltschaft ermittelt bereits gegen den langjährigen Chef der Bankengruppe wegen untreuer Geschäftsbesorgung.
Ex-UBS-Verwaltungsratsmitglied als Chefermittler
Leiten wird die interne Untersuchung der Schweizer Manager und Wirtschaftsprofessor Bruno Gehrig als unabhängiger Chefermittler. Sein Team besteht aus Leuten der Wirtschaftskanzlei Homburger.
Ich werde die Resultate der Untersuchung unabhängig und ohne Rücksicht auf interne Betroffenheit würdigen.
Gehrig war zwischen 2004 und 2014 Verwaltungsratsmitglied der Grossbank UBS, Vorstandsmitglied des Wirtschaftsdachverbands Economiesuisse und Vizepräsident des Pharmakonzerns Roche. Zudem war er früher Mitglied der Bankenkommission und Verwaltungsratspräsident von Swiss Life.
Pierin Vincenz soll bei Firmenübernahmen der Kreditkartengesellschaft Aduno und der Investmentgesellschaft Investnet ein Doppelspiel gespielt und persönlich abkassiert haben. Aduno reichte im letzten Dezember, Raiffeisen im Februar Anzeige gegen Vincenz ein. Zuvor hatte Ende Oktober die Finma ein Verfahren zu Corporate-Governance-Themen gegen Raiffeisen eingeleitet.
Pierin Vincenz und Aduno-Chef Beat Stocker sitzen aktuell immer noch in Untersuchungshaft.