«Sie haben die Grippe. Die hat jetzt Saison», sagt die behandelnde Ärztin im Lausanner Kantonsspital ihrer älteren Patientin.
Und diese ist nicht die einzige, die wegen einer scheinbar trivialen saisonalen Grippen hospitalisiert werden musste: In besagter Gesundheitseinrichtung kamen die letzten Wochen jeden Tag rund 30 Patientinnen und Patienten mit Grippesymptomen oder Atembeschwerden an. Die Teams waren gefordert.
Ähnlich tönt es in Genf. Alessandro Cassini, Genfer Kantonsarzt, sagt gegenüber SRF: «Wir waren äusserst belastet. Die Pflege, das Pflegesystem und die Notfälle kamen an ihre Grenzen.»
Erst hustet Frankreich, dann die Romandie
Noch bleibt die Deutschschweiz von der Grippewelle verschont. Doch das sei ein bekanntes Phänomen, sagt der Genfer Kantonsarzt.
«Die Epidemiekurve verläuft häufig von West nach Ost. Sie beginnt in Frankreich, erreicht die Romandie und erst später die ganze Schweiz.»
Doch womit hängt das zusammen? «Genf ist ein urbaner Kanton mit einer grossen Stadt. Es gibt viele Kontakte zwischen den Menschen. In ländlichen Gebieten ist das weniger ein Problem», so Cassini.
BAG bestätigt Trend
Die Zahlen zeigen: In Genf gibt es gut 38 gemeldete Grippefälle pro 100'000 Einwohnende. In der Waadt sind es 33 und im Jura 40. Am stärksten betroffen ist in der Romandie Neuenburg mit 43 Fällen. Der nationale Durchschnitt liegt bei 27. Auch das Tessin verzeichnet Werte über dem Schweizer Durchschnitt.
Das Bundesamt für Gesundheit – das aktuell ebenfalls intern mit der Grippe zu kämpfen hat – bestätigt den West-Ost-Verlauf und schreibt: «Die Gründe dafür sind unklar. Möglicherweise spielen meteorologische oder demografische Faktoren sowie die Mobilität der Bevölkerung eine Rolle.»
Zwar zeigen die Zahlen für die Romandie einen leichten Rückgang – doch man rechnet mit einer zweiten Welle, die verspätet wohl ebenfalls in die Deutschschweiz überschwappen wird.