- Seit Anfang April hat sich der Papierpreis fast verdoppelt – für kleine Verlage ist das ein grosses Problem.
- Lokalzeitungen kommen weiter unter Druck – einzelne Verlage schliessen nicht aus, ihre Abopreise zu erhöhen oder sogar Inhalt zu kürzen.
- Ein Grund für die steigenden Preise für Papier ist der Krieg in der Ukraine.
Gerade kleine Redaktionen und Verlage laufen schon seit zwei Jahren am Limit: Bereits in der Pandemie nahm der Preis pro Tonne Papier drastisch zu. Noch im Herbst war die Rede von 25 bis 40 Prozent. Und seit Kriegsausbruch in der Ukraine akzentuiert sich diese Entwicklung nochmals stark. Die Baselbieter Lokalzeitung «Volksstimme» etwa bezahlt seit Anfang April doppelt so viel wie noch vor einem Jahr.
Langsam werde die Luft für die Lokalzeitungen dünn, sagt die Verlagsleiterin der «Volksstimme», Susi Quinter. «Wenn es so weitergeht, müssen wir die Abopreise stark anheben. Das macht uns grosse Sorgen.» Die Gesamtauflage der «Volksstimme» beträgt über 33’000 Exemplare. Woche für Woche landen diese in den meisten Briefkästen der Baselbieterinnen und Baselbieter.
Wenn es so weitergeht, müssen wir die Preise für die Abos stark anheben. Das macht uns grosse Sorgen.
Eine andere Option sei auch, schlicht weniger Zeitungen zu drucken. «Wir denken im Moment darüber nach, die Grossauflage nicht mehr in allen Gemeinden zu verteilen», sagt Susi Quinter.
Auch inhaltlich müsse man sich mittlerweile Gedanken machen. Gut möglich, dass in den nächsten Wochen beliebte Rubriken wie «die Schatzsuche» im Lokalblatt aus Kostengründen gestrichen werden.
Vergriffene Papiersorten und finanzielle Nöte
Auch kleinere Verlage leiden. So zum Beispiel der Reinhardt-Verlag, welcher neben Büchern auch kleine Zeitungen, wie zum Beispiel den Birsigtal-Boten oder den Muttenzer-Anzeiger, vertreibt. Besondere Papierarten seien schon jetzt vergriffen, sagt Stephan Rüdisühli, Geschäftsleiter des Verlags: «Es kommt durchaus vor, dass wir Bücher nicht in der Papierqualität drucken können, in der wir es gerne tun würden. Besondere Papierarten sind entweder zu teuer oder gar nicht mehr verfügbar.» Entwickle sich der Preisanstieg weiterhin so rasant, müsse auch der Reinhardt-Verlag darüber nachdenken, den Inhalt der Lokalzeitungen zu reduzieren, so Rüdisühli.
Besondere Papierarten sind entweder zu teuer oder gar nicht mehr verfügbar.
Ähnlich klingt es auch bei der Coop-Zeitung. Auch dort nehme der Druck von Woche zu Woche zu. Die Zeitung werde in den nächsten Wochen dünner, teilt Coop schriftlich mit. Der Papiermangel auf dem europäischen Markt mache sich auch bei der schweizweit vertriebenen Coop-Zeitung bemerkbar, schreibt das Unternehmen und teilt mit: «Punktuell kann es zu einer Reduktion des Umfangs um wenige Seiten kommen.»