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Reichsbürger Finma setzt «Königreich Deutschland» auf die Warnliste

Die Reichsbürger propagieren einen Fantasiestaat – mit Pseudo-Banken und eigener Währung. Die deutschen Behörden sind bereits länger alarmiert und warnen vor den Abzockmaschen des KRD. Nun zeigen Recherchen von SRF Investigativ: Die Schweizer Finanzmarktaufsicht hat eine Untersuchung eingeleitet.

Seit Anfang Mai steht das KRD auf der Warnliste der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht Finma. Anlegerinnen und Anleger sollen so vor unseriösen Anbietern gewarnt werden.  

Der Eintrag auf der Warnliste bedeutet auch, dass die Finma gegen den Fantasiestaat KRD eine Untersuchung wegen unerlaubter Tätigkeit eingeleitet hat. Zum Stand dieser Untersuchung will die Aufsicht auf Anfrage keine Auskunft geben.  

Deutsche Behörden sind schon länger alarmiert

Der Fantasiestaat steht in Deutschland seit längerer Zeit im Fokus der Behörden. Sowohl die deutsche Finanzaufsicht BaFin als auch der Verfassungsschutz warnen: Das «Königreich Deutschland» verbreite staatsgefährdendes Gedankengut. Zudem riskierten Leute, die mit den Reichsbürgern des KRD zu tun hätten, Geld zu verlieren.

Der Fantasiestaat «Königreich Deutschland»

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Legende: Peter Fitzek lässt sich 2012 in Sachsen-Anhalt krönen. KRD

Im Jahr 2012 liess sich Peter Fitzek, ein gelernter Koch, zum König ausrufen und gründete mit Gleichgesinnten das «Königreich Deutschland». Das Ziel: Staaten wie Deutschland oder die Schweiz zu stürzen und ein alternatives Finanzsystem mit eigener Währung aufbauen. Dafür hat das KRD eigene Banken und Krankenkassen erfunden. In den letzten Jahren hat der Möchtegern-König in Deutschland mehrere Anwesen, darunter alte Schlösser aufgekauft. Finanziert wird das Unterfangen durch loyale Anhänger und Anhängerinnen, die teilweise Beträge im sechsstelligen Bereich aufwenden. Gründer Fitzek bezeichnet sich selbst als Reichsbürger und verbreitet auch antisemitische Weltsichten.

Gemäss eigenen Angaben zählt die Organisation aktuell rund 6000 Anhänger. Der Verfassungsschutz, also der deutsche Inlandsgeheimdienst warnt sowohl vor den Ideologien des KRD als auch den Geldmaschen Fitzeks. Wer sich dem KRD anschliesse oder mit Anhängern geschäfte, riskiere «grosse finanzielle Schäden».

In den letzten Monaten hat das KRD intensiver versucht, auch in der Schweiz Fuss zu fassen. Nach einer Auftaktveranstaltung im November 2023 in Basel folgten mehrere Versammlungen und Events in verschiedenen Regionen der Schweiz. An den Veranstaltungen rufen die Schweizer Vertreter dazu auf, sich nicht an staatliche Pflichten zu halten – und machen im Namen des «Königreich Deutschland» Werbung für die angeblich royalen, aber unbewilligten Finanzprodukte wie Bankkonti, Versicherungen und eine Krankenkasse. Das KRD hat in der Schweiz keine Bewilligung für finanzielle Tätigkeiten, bestätigt die Finma.

Undercover-Aufnahme von einem KRD-Event in Basel im Herbst 2023.
Legende: Eine Frau eröffnet ein Pseudo-Bankkonto. Undercover-Aufnahme von einem Anlass des KRD in Basel im Herbst 2023. SRF

Recherchen von SRF Investigativ zeigten anfangs März, dass die Reichsbürger schon deutlich stärker in der Schweiz verankert sind als bisher bekannt. Das KRD hat Dutzende Anhängerinnen und Anhänger hierzulande.

Video
Reichsbürger – Wie das «Königreich Deutschland» in der Schweiz abzockt
Aus Impact Investigativ vom 06.03.2024.
abspielen. Laufzeit 24 Minuten 3 Sekunden.

Zudem zeigten die Recherchen, dass die Gruppierung selber nicht nur die eigene «Bank» für die Finanzen nutzt, sondern hohe Geldbeträge über Schweizer Bankkonti transferiert. Bekannt sind fünf Konti des «Königreich Deutschland» bei der PostFinance und eines bei der Rheinthaler Biene Bank.

Schweizer Bankkonti des KRD

Ob die beiden Banken mittlerweile Schritte unternommen haben – also etwa bestehende Kundenbeziehungen zu Personen des KRD aufgelöst oder eine Meldung bei der Geldwäscherei-Meldestelle gemacht haben - bleibt offen. Sowohl PostFinance wie auch Biene Bank wollten auf Anfrage keine Auskunft geben.  

Klar ist: Für Banken und andere Finanzdienstleister ist die Warnliste der Finma ein wichtiger Anhaltspunkt. Mit dem Eintrag dürfte es für den Fantasiestaat KRD künftig deutlich schwieriger sein, Konti in der Schweiz zu eröffnen. Oder Veranstaltungen in durchzuführen, wo unbewilligte Finanzprodukte beworben werden.  

Fedpol: «Das Phänomen gewinnt an Sichtbarkeit»

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Gruppierungen wie das KRD, die den Staat ablehnen, sind auch für das Bundesamt für Polizei Fedpol ein wichtiges Thema. Auf Anfrage von SRF Investigativ schreibt das Fedpol: «Das Phänomen der Staatsverweigerer gewinnt in der Schweiz zunehmend an Sichtbarkeit.» Die Entwicklung dieser Bewegungen in der Schweiz befänden sich im Vergleich zu Deutschland und Österreich noch in einer frühen Phase. Aber es sei wichtig, Strukturen, Ideologien und Vernetzungenzu verstehen. Nur so lassen sich laut fedpol «Entwicklungen bis hin zu Unruhen oder gar gewalttätigen Aktionen frühzeitig erkennen.» Dabei konsultiert die Bundespolizei auch die Warnliste der Finanzmarktaufsicht, auf der neu das «Königreich Deutschland» steht: «Die Erkenntnisse aus der Finma-Warnliste fliessen laufend in die Analyse und Lagebeurteilung von Fedpol mit ein.»

Die Schweizer Vertreterinnen und Vertreter des «Königreich Deutschlands» sowie Peter Fitzek, der Anführer der Bewegung, wollten auf Anfrage von SRF Investigativ keine Stellung nehmen. 

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SRF 4 News, 6.07.2024, 12:30 Uhr

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