Die Zahl ist eindrücklich: Im Jahr 2022 verzeichnete die Versicherung AXA fast 9000 Velos, die als gestohlen gemeldet wurden – so viele wie seit 2015 nicht mehr. Besonders aktiv waren die Diebinnen und Diebe in der Region Basel.
Peter auf der Maur spürt das in seinem Arbeitsalltag. Er leitet seit Jahrzehnten das Fahrradgeschäft CO13 in einem Basler Quartier. Schon mehrere Male hätten Velodiebe sogar Fahrräder vor seinem Geschäft zu stehlen versucht, am helllichten Tag.
«Das sind wirklich dreiste Kerle», sagt er. «Von meiner Anwesenheit liessen sie sich nicht einmal irritieren.»
Diese Entwicklung macht auf der Maur wütend. Häufig hätten die Diebinnen und Diebe grobes Werkzeug dabei, auch das dickste und teuerste Schloss würde da nicht helfen.
Das sind wirklich dreiste Kerle. Am hellichten Tag versuchten sie vor meinem Geschäft zu stehlen.
«Es ist Tatsache: Nirgends verkaufen wir so viele Fahrradschlösser, wie in Basel», sagt Dominique Metz, der Geschäftsführer von Veloplus, einem Geschäft mit Filialen in der ganzen Schweiz.
In Bern seien die Verkaufszahlen nur halb so hoch, so Metz. Auch das zeigt: Basel ist ein beliebtes Pflaster für Fahrradräuberinnen und -Räuber.
Zugenommen hätten vor allem organisierte Diebstähle, sagt Stefan Müller. Er arbeitet als Leiter Schaden Sachversicherung bei der AXA: «Wir wissen von organisierten Banden, die Velos ins Ausland schaffen.» Das grenznahe Basel sei für viele Diebinnen und Diebe deshalb ein idealer Standort.
Wir wissen von organisierten Banden, die Velos ins Ausland schaffen.
Jedes 33. Basler Fahrrad, das bei der AXA versichert ist, sei 2022 gestohlen worden, so Müller. Damit liegt Basel im schweizweiten Vergleich auf Platz eins. Auch im Baselbiet sind die Zahlen hoch – dort verschwindet jedes 46. Velo, das eine AXA-Versicherung hat.
Gut 18 Millionen Franken zahlte die Versicherung 2022 schweizweit für verschwundene Fahrräder aus, 40 Prozent mehr als noch vor fünf Jahren. «Ein einziger Diebstahl kostet uns heute um die 2'000 Franken», sagt Müller. «Das ist viel mehr Geld als früher.» Abgesehen hätten es die Diebe nämlich auf teure auf E-Bikes.
Basler Polizei findet kaum ein gestohlenes Fahrrad wieder
Viele Elektrovelos sind heute zwar mit Trackern versehen, die dem Besitzer den Standort des Fahrrads im Sekundentakt übermitteln. Die Nachfrage nach solchen Überwachungssendern sei in den letzten Monaten stark gestiegen, bestätigen die Fahrradverkäufer Veloplus und CO13.
Das Problem sei damit aber nicht gelöst, ist Peter auf der Maur überzeugt: «Was nützt es, wenn du weisst, dass dein Velo gerade durch Europa fährt?»
Für die Basler Staatsanwaltschaft sind solche Tracker dennoch eine Hilfe, sagt Sprecher Martin Schütz. «Wir stellen zwar keinen signifikanten Einfluss fest. Das heisst aber nicht, dass sie bei der Aufklärung eines Falls nicht hilfreich sind.»
Die aktuelle Polizeistatistik zeichnet allerdings ein deutliches Bild: Im vergangenen Jahr wurden in Basel gerade mal 2.5 Prozent aller angezeigten Velodiebstähle aufgeklärt.