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Rettungsdienste Region Basel Die Rettungssanität per Videocall zuschalten

Eine neue Rettungssoftware ermöglicht Videotelefonie am Unfallort. Die Rettung in den beiden Basel macht damit gute Erfahrungen. Die Videos vereinfachen die Planung der Notfalleinsätze.

Ein Handwerker fällt von der Leiter und liegt verletzt in einem Schacht. «In solchen Situationen hilft es dem Rettungsdienst, wenn er sich bereits vor dem Ausrücken ein Bild der Situation machen kann», sagt Michel Eigenmann, Leiter der Notrufzentrale beider Basel. Und hier soll die Software «Emergency Eye» helfen.

Mann vom Rettungsdienst telefoniert mit Headset
Legende: Die Rettung in und rund um Basel benutzt neu die Software «Emergency Eye». Keystone / Georgios Kefalas

Die Software funktioniert folgendermassen: Wenn jemand in die Notrufzentrale anruft, wird der Anruferin oder dem Anrufer ein Link zugesendet. Via Link bestätigt die Person, dass der Rettungsdienst sie orten darf und auch Zugriff zur Kamera bekommt.

Es werden nicht einfach Handys freigeschaltet. Die Person, die anruft, muss auch immer das Okay geben.
Autor: Stephanie Eymann Sicherheitsdirektorin Kanton Basel-Stadt

So kann die verletzte Person oder die Örtlichkeit gefilmt werden. Der Rettungsdienst erhält so wertvolle Informationen. Die Software benötigt lediglich guten Empfang, es muss keine Datei im Voraus heruntergeladen werden.

Krankenwagen auf dem Weg zu einem Einsatz
Legende: Dank der neuen Software soll die Sanität genauer wissen, was sie am Unfallort erwartet. Keystone / Georgios Kefalas

Mit den zusätzlichen Informationen aus dem Video kann der Rettungsdienst die alarmierende Person auch bei der Ersten Hilfe unterstützen. Oder noch weitere Rettungskräfte aufbieten, zum Beispiel die Feuerwehr.

Rettungsdienstzentrale mit vielen Computern, Bildschirmen und Telefonen
Legende: Die Software kann nur übermittelt werden, wenn die alarmierende Person stabilen Empfang hat. In rund 30 Prozent der Fälle ist das nicht der Fall. Keystone / Georgios Kefalas

In puncto Datenschutz sei die neue Software unbedenklich, sagt die zuständige Sicherheitsdirektorin Stephanie Eymann. Die Aufnahmen, die mit dem Handy gemacht werden, werden nicht gespeichert. «Es ist keine Pflicht, und es werden nicht einfach Handys freigeschaltet. Die Person, die anruft, muss auch immer das Okay geben», so Eymann.

Gutes Signal ist zentral

Seit Oktober 2024 benutzt die Notrufzentrale der beiden Basel die Software. 460 Mal wurde der Link zur Software versendet, aber nicht immer erfolgreich. In Gebäuden oder an abgelegenen Orten sei der Empfang nicht gut genug, um die Software auch zu nutzen. In 30 Prozent der Fälle klappte die Übermittlung nicht.

Polizist mit Polizei-Tshirt von hinten fotografiert
Legende: Auch die Polizei nutzt die neue Software, aber deutlich weniger als die Notrufzentrale. Keystone / Georgios Kefalas

Auch die Basler Polizei nutze die Software, sagt Polizeisprecher Rooven Brucker. Sie werde bei der Polizei aber deutlich seltener eingesetzt. Gerade Menschen, die sich in gefährlichen Situationen befinden, sollen sich durch das Filmen nicht noch weiter gefährden, so Brucker.

Standortdaten werden fix übermittelt

Box aufklappen Box zuklappen

Seit Juli 2022 werden bei jedem Notruf von einem Mobil- oder Autotelefon automatisch die Standortdaten abgerufen. Dies nach einer Änderung im Fernmeldegesetz.

Die Standortdaten werden auch gesendet, wenn die Ortungsfunktion des Telefons ausgeschaltet ist. Mobiltelefone müssen so programmiert sein, dass die Ortungsdienste im Notfall für einen kurzen Moment übersteuert werden können. So sind die Standortdaten für die Einsatzkräfte trotzdem ersichtlich.

Die Software verfügt aber auch über eine Chat-Funktion, die fortlaufend aus 15 Sprachen übersetzen kann. Diese Funktion würde die Polizei häufiger benutzen.

Schweizweit noch wenig genutzt

Viele Kantone nutzen die Software noch nicht. So zum Beispiel die Kantone Bern, Freiburg und Wallis. Auch aus Zürich heisst es vom Mediensprecher: «Bei der Kantonspolizei Zürich kommt diese App nicht zum Einsatz.»

Der Kanton St. Gallen bekundet Interesse. Lediglich in den Kantonen Aargau und Solothurn gibt es auch Polizeikorps, die die gleiche Technologie nutzen.

Regionaljournal Basel Baselland, 14.4.2025, 17:30 Uhr ; 

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