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Werner Kübler: Wie krank sind die Unispitäler?
Aus Tagesgespräch vom 14.11.2024. Bild: SRF/Simone Hulliger
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Rote Zahlen «Vielleicht müsste man auch einzelne Spitäler schliessen»

Hohe Strompreise, hohe Personalkosten, grosse Investitionen: Die Unispitäler stehen unter Druck. Keines schaffte es im vergangenen Jahr in die schwarzen Zahlen. Werner Kübler, Direktor des Unispitals Basel, ist besorgt über diese Entwicklung.

Werner Kübler

Direktor des Unispitals Basel

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Werner Kübler ist Direktor des Unispitals Basel und Präsident der Universitären Medizin Schweiz. Der Verband, der die Interessen der Unispitäler vertritt. Ab Frühling 2025 wird er Präsident einer grossen Krankenkasse.

SRF News: Wenn die Unispitäler ein Patient wären, wie würden Sie seinen Gesundheitszustand beschreiben?

Werner Kübler: Er ist eigentlich gesund und stark, aber er ist am Hungern und Dursten.

Die Unispitäler sind aber noch stärker von Finanzierungslücken betroffen, da sie mehr Leistungen erbringen.

Es fehlt an Einnahmen?

Ja, manche sind hart vor der finanziellen Kante. Es ist schwierig, so weiterzumachen, für alle Spitäler. Die Unispitäler sind aber noch stärker von Finanzierungslücken betroffen, da sie mehr Leistungen erbringen.

Was machen Unispitäler, was andere nicht machen?

Wir sind eine Art Rückgrat der Gesundheitsversorgung. Wir versorgen schwere Fälle, die andere Spitäler nicht behandeln; wir sorgen mit der Forschung für Innovation in der Medizin und bilden medizinisches Personal aus. Nicht alles wird mit den Tarifen abgebildet. Und wenn es immer enger wird, dann wird es schwierig, die Spitzenstellung zu halten.

Spitalzimmer.
Legende: Auch das Inselspital in Bern kämpft mit roten Zahlen. Keystone/Marcel Bieri

Sie versorgen jedes Jahr mehr Patienten. Warum bringen diese nicht auch jedes Jahr mehr Einnahmen?

Wir haben in Basel jedes Jahr deutlich mehr Patienten, das gibt schon gewisse Mehreinnahmen, aber die schmelzen weg. Die Tarife sind unter Druck, die Teuerung macht uns zu schaffen, gerade bei den Medizinprodukten fällt sie besonders stark aus. Dazu stehen wir vor grossen Herausforderungen, es braucht neue Infrastruktur und Investitionen in die Digitalisierung.

Auch die Kantone müssten mehr bezahlen.

Sie verlangen höhere Tarife. Aber bereits jetzt steigen die Krankenkassenprämien jedes Jahr an.

Ja, das ist das Dilemma: Die Medizin wächst und wird immer besser. Die Frage ist: Wie weit wollen wir da gehen? Will man die bestmöglichen Therapien auch in Zukunft zur Verfügung stellen, auch wenn diese teuer sind? Das Ganze darf aber nicht immer zu Lasten der Prämienzahlerinnen und Prämienzahler gehen. Da muss man im Gesamtsystem überlegen, wer welche Last trägt. Auch die Kantone müssten mehr bezahlen.

Müssten Sie nicht auch bei sich selbst ansetzen – braucht es fünf Unispitäler in der Schweiz?

Abstrakt gesagt, kann man sich auch ein Gesundheitssystem mit zwei oder drei Unispitälern für eine Bevölkerung von 10 Millionen vorstellen. In der Praxis ist das in Europa aber fast nirgends der Fall. Es macht keinen Sinn, die Infrastrukturen herumzuschieben. Es geht eher darum, dass wir uns national gut aufstellen und zusammenarbeiten. Beispielsweise muss nicht jedes Unispital absolute Spitze in der Augenmedizin oder in der Herzmedizin sein. Der Konkurrenzkampf unter den Unispitälern ist ein Thema der letzten 20 Jahre. Heute denken wir die Zukunft anders.

Wenn Sie diese Zukunft frei gestalten könnten, was würden Sie als Erstes verändern?

Ich würde Gesundheitsregionen bilden, in denen das Angebot besser auf die optimale Versorgung der Bevölkerung abgestimmt ist und wo auch neue Versicherungs- und Versorgungsmodelle einfacher ausprobiert werden können. Vielleicht müsste man auch einzelne Spitäler schliessen, deren Dichte ist hoch. Man muss die Zukunft gestalten und nicht abwarten, bis alles zusammenkracht.

Das Gespräch führte Simone Hulliger.

SRF 4 News, 14.11.2024, 13:00 Uhr ; 

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