Seit rund einem Monat stellt Andreas Ackermann von der Caritas eine verstärkte Nachfrage unter ukrainischen Flüchtlingen fest, wieder in ihr Land zurückzukehren. «Wir stellen auch fest, dass die Leute möglichst schnell zurückkehren möchten.»
Ackermann berät für die Hilfsorganisation in den Zentralschweizer Kantonen Schwyz, Obwalden und Zug Flüchtlinge, die in ihre Heimat zurückkehren wollen. Jede Woche melden sich rund 10 Ukrainerinnen bei Ackermann – es sind vor allem Frauen.
Rückkehr wegen Angehörigen
Ähnlich ist die Situation in anderen Kantonen. Im Kanton Bern berät Lea Meier von der Kirchlichen Kontaktstelle für Flüchtlingsfragen die Frauen. Sie erzählt, weshalb die Ukrainerinnen in ihr Land zurückreisen, obwohl dort weiterhin Krieg herrscht.
Meier nennt das Beispiel einer Frau: «Die hatte eine 93-jährige Grossmutter, die sich das Bein gebrochen hat und die dann niemanden mehr hatte, der sich um sie kümmern kann. Die Frau ist dann deswegen in die Ukraine zurückgekehrt.» Meier nennt auch andere Fälle von Personen, die zurückgekehrt seien, weil sie sich beispielsweise um betagte Eltern kümmern hätten müssen.
Ich sitze Leuten gegenüber, die in ein Kriegsland zurückkehren, in eine ungewisse Zukunft.
Persönliche Gründe seien also oft ausschlaggebend für eine Rückkehr. Viel helfen können die Schweizer Beraterinnen und Berater den Ukrainerinnen jedoch nicht. Ihre Arbeit beschränkt sich hauptsächlich darauf, die Rückreise zu organisieren – Bedürftigen bezahlen sie einen Zuschuss von 500 Franken für Hotel und Verpflegung. Sie erklärten den Frauen zudem, dass sie bei der Ausreise den Schutzstatus S verlieren.
Grosse Dankbarkeit
Doch die Ukrainerinnen schätzten die Unterstützung sehr, sagt Rückkehrberater Ackermann. Er erfahre eine grosse Dankbarkeit für seine Arbeit und dass die Schweiz viel für ukrainische Flüchtlinge tue. «Andererseits spürt man auch die Ungewissheit, in die sie zurückkehren. Man spürt eine riesige Hoffnung, dass es sich bald verbessert, aber andererseits halt auch natürlich Angst und Besorgnis.»
Meier macht es betroffen, die Frauen in eine unsichere Zukunft ziehen zu lassen – auch mit Blick auf den Schutzstatus, den rückkehrende Flüchtlinge verlieren. «Ich sitze Leuten gegenüber, die in ein Kriegsland zurückkehren, in eine ungewisse Zukunft, ja auch Angst haben. Ich wünsche ihnen dann jeweils natürlich das Beste für die Zukunft und hoffe auch sehr, dass sie die richtige Entscheidung getroffen haben.»
Bisher haben sich laut dem Staatssekretariat für Migration mehr als 200 Personen offiziell aus der Schweiz abgemeldet, doch viele dürften auch ohne das Wissen der Behörden noch zurückgereist sein.