2019 gab es eine Anschuldigung wegen mutmasslicher Vergewaltigung und mehrere Frauen sagten unabhängig voneinander, er habe sich ihnen gegenüber im Nachtleben übergriffig verhalten. Doch nein, dafür gab es keine Konsequenzen. Er zog sich freiwillig aus der Öffentlichkeit zurück – um ein neues Programm zu schreiben, das er nur ein halbes Jahr später erfolgreich auf die Bühne brachte.
Luke ist schliesslich ein junger, talentierter (weisser) Mann, der sein ganzes Leben noch vor sich hat!
Dass er etwas aus den Anschuldigungen gelernt hat, auch wenn er sie natürlich vehement zurückweist, durfte der Beschuldigte 2023 in einem ausführlichen «Focus»-Interview mit SRF-Liebling Stefan Büsser erzählen, der sich die Aufgabe zu Herzen genommen hat, demjenigen eine Bühne zu bieten, der in gesellschaftliche Ungnade gefallen ist.
Luke ist schliesslich ein junger, talentierter (weisser) Mann, der sein ganzes Leben noch vor sich hat! Dem darf man nicht alle Chancen verbauen, nur wegen mutmasslicher Vergewaltigung und unangebrachten Witzen!
Das dachte sich auch Sat.1 und nahm den Geläuterten wieder ins Programm auf – bis diese Woche Videomaterial auftauchte, in dem Mockridge diskriminierende Witze über Behinderte und paralympische Spitzensportlerinnen und -sportler riss. Und hier hört der Spass jetzt doch auch mal auf!! Sogar für Sat.1.
Bei uns in der Schweiz funktioniert das mit dem direkten Canceln ganz hervorragend.
Hätte man alles verhindern können, wenn man ihn schon nach seinem ersten Fauxpas gecancelt hätte, als er 2013 Witzchen über K.-o.-Tropfen riss. Ein Versäumnis, das es hier in der Schweiz nicht gegeben hätte. Denn bei uns in der Schweiz funktioniert das mit dem direkten Canceln ganz hervorragend.
Bei uns braucht es nämlich nur eine einzige schlechte, unüberlegte und verletzende Insta-Story und schwups – hagelt es Hass und Hetze, du verlierst trotz sofortiger Entschuldigung deinen Job, die städtische Parteiführung der GLP, wirst von Rechten wegen eines Verstosses gegen die Religions- und Kultusfreiheit verklagt und du und deine Familie brauchen Polizeischutz wegen Morddrohungen. Vorausgesetzt, du bist eine junge, migrantische Frau.
Wer es wagt, christliche Gefühle anzugreifen, wird öffentlich hingerichtet.
Denn wenn Sanija Ameti Luftgewehrschüsse auf ein Katalogbild einer Malerei von Maria mit dem Jesuskind abfeuert, kennen wir kein Pardon! Da werden nämlich christliche Gefühle verletzt – und nicht irgendwelche weinerlichen Befindlichkeiten von Frauen oder Behinderten. Wer es wagt, christliche Gefühle anzugreifen, wird öffentlich hingerichtet, auch wenn es der Person so schlecht geht, dass sie nicht mehr mit den Medien reden kann und nicht weiss, «wie lange sie das noch aushalten kann».
Klar, es war geschmacklos, provokant und nicht in Ordnung. Weder das Verhalten von Ameti, noch das von Mockridge. Doch ihm halten wir das Mikrofon unter die Nase – und ihr eine viel zu hohe Quittung.