Der Papst war am letzten Wochenende Gast an der katholischen Universität im belgischen Löwen. Er wurde von einer Studentin gefragt, welche Rolle die Frau in der katholischen Kirche hat.
Franziskus meinte, dass das italienische Wort für Kirche – «Chiesa» – weiblich sei (dieser Erklärung würde der ehemalige SVP-Präsident Marco Chiesa wohl vehement widersprechen). Weiter: Eine Frau sei im Volk Gottes eine Tochter, eine Schwester, eine Mutter. Weiblichkeit stehe für «fruchtbare Annahme, Fürsorge und lebensbejahende Hingabe». Er hat also den anwesenden Frauen im Prinzip geraten: «Mädels, zurück an den Herd, Kinderbrei kochen.»
Beim Kirchenpersonal wird es kritisch mit der Vaterrolle – und zwar wegen des Zölibats.
Theoretisch hat er recht, die Kirche ist weiblich. Das ist aber ein dünnes Argument! Das wäre, wie wenn der Papst über die Rolle des Mannes in der Kirche sagte: Der Gottesdienst sei männlich. Ein Mann sei im Volke Gottes ein Sohn, ein Bruder, ja sogar ein Vater. Das mag für Kirchengänger stimmen. Beim Kirchenpersonal wird es aber kritisch mit der Vaterrolle – und zwar wegen des Zölibats.
Eigentlich müsste er eingestehen, dass nicht nur der Gottesdienst männlich ist, sondern auch: Krieg, Femizid und sexueller Missbrauch. Das wäre aber absurd und eine unfaire Reduktion. Doch genau das ist ihm bei der Rolle der Frau in der Kirche passiert.
Wenn der Papst ein bisschen länger nachgedacht hätte, wäre er sicher über zahlreiche andere unschmeichelhafte Begriffe gestolpert in Bezug auf die Frau und die Kirche: die Unterdrückung, die Ungleichbehandlung, die Hexenverbrennung und – der Teufel steckt im Detail – die Verteufelung.
Was ist von einem System zu erwarten, in dem der Chef Papst heisst – vom lateinischen Papa – obwohl die Stellvertretung Gottes auf Erden weiblich ist?
Das sind alles himmeltraurige Beispiele für ein zentrales Manko in der katholischen Kirche: die Unfehlbarkeit des Papstes. Was ist von einem System zu erwarten, in dem der Chef Papst heisst – vom lateinischen Papa – obwohl die Stellvertretung Gottes auf Erden weiblich ist? Es braucht wohl noch ein paar Jahrhunderte Zeit und Einfühlungsvermögen, bis Frauen in der Kirche gleichberechtigt sind. Und einen Wechsel in der Teppichetage des Vatikans, sprich: statt einem Papst – eine Mamst.
Apropos Einfühlungsvermögen: Eine spanische Studie kam zum Schluss, dass die Gehirne von frisch gebackenen Vätern schrumpfen. Die graue Hirnmasse, verantwortlich für rationale Entscheidungen, wird kleiner zugunsten emotionaler Entscheidungen, was ausschlaggebend sei für das Überleben unserer Spezies. Als Vater ist es von Vorteil, wenn man sich auf die Bedürfnisse seiner Kinder einstellen kann. Es wäre Zeit, dass das Zölibat endlich abgeschafft würde und auch der Papst ein richtiger Vater sein könnte, der keinen Unterschied mehr macht zwischen den Geschlechtern.