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Schweizer ÖlIndustrie klimaschädlicher als gedacht
Aus HeuteMorgen vom 01.06.2021. Bild: Keystone
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Schädliche Klimagase Erdöl schneidet noch schlechter ab, als bisher gedacht

Die Ölindustrie ist laut einer neuen Untersuchung klimaschädlicher, als bisher vermutet. Schuld ist der Methanausstoss.

Schlechte Nachrichten: Das Erdöl, das in der Schweiz in Heizungen oder als Benzin im Auto verbrannt wird, stösst deutlich mehr Treibhausgase aus als bisher angenommen. Das zeigt eine neue Auswertung von ESU-Services, einer Nachhaltigkeitsberatungsfirma, die unter anderem für das Bundesamt für Umwelt Ökobilanzen erstellt.

An den erhöhten Emissionen ist allerdings nicht in erster Linie das CO2 schuld, das bei der Verbrennung entsteht. Grund dafür ist vielmehr das Methan, das bei der Erdölförderung freigesetzt wird.

Methan-Emissionen lassen sich heute mithilfe von Satelliten messen.
Autor: Niels Jungbluth Inhaber Beratungsfirma ESU

Bisher habe man nur grob schätzen können, wie viel Methan auf Öl- und Gasfeldern entweicht, erklärt Niels Jungbluth, der Inhaber der Nachhaltigkeitsberatungsfirma ESU, die hinter der Studie steht.

Die neuesten Daten seien genauer. Das liege daran, dass «die Methan-Emissionen heute mithilfe von Satelliten gemessen werden können.» Und diese Messart lasse die Treibhausgas-Emissionen für die Förderung deutlich ansteigen.

Werte zwei- bis dreimal höher als gedacht

Die Menge der bei der Förderung anfallenden Treibhausgase ist pro Kilogramm Erdöl, das in der Schweiz importiert wird, rund zwei- bis dreimal höher als bisher gedacht.

Im Vergleich zu den Emissionen, die beim Verbrennen des Öls entstehen, seien diejenigen aus der Förderung zwar weniger wichtig, meint Jungbluth. Sie machten rund 10 bis 20 Prozent des Totals aus.

Interessant sei jedoch, dass sich die Emissionen beim Erdöl verschlechterten. In vielen anderen Bereichen würde sich die Ökobilanz sonst verbessern, besonders bei der erneuerbaren Energie.

Erdölfeld mit Flamme
Legende: Auf Erdölfeldern wie hier in Iran wird weit mehr Methan freigesetzt als gedacht. Keystone

Mit anderen Worten werde der Fussabdruck von Sonnen- und Windenergie dank des technischen Fortschritts kleiner. Beim Öl und auch beim Gas sei dagegen das Gegenteil der Fall. Das liege daran, dass die Felder aufwendiger erschlossen und die Löcher tiefer gebohrt werden müssten.

Die Erdölbranche widerspricht dieser Darstellung. Er könne anhand der Daten keine Verschlechterung erkennen, erklärt Fabian Bilger, stellvertretender Geschäftsführer von Avenergy Suisse, dem Verband der Brennstoffimporteure.

Die höheren Emissionsfaktoren stammen von einer besseren Datenlage und nicht von einer schlechteren Industrielage.
Autor: Fabian Bilger Stellvertretender Geschäftsführer Avenergy Suisse

Es sei genauer gerechnet worden, und das sei begrüssenswert. «Es wurde aber nicht mehr emittiert. Die höheren Emissionsfaktoren stammen von einer besseren Datenlage und nicht von einer schlechten Industrielage.»

Trotzdem dürfte das ohnehin schon angeschlagene Image des «Klimakillers» Erdöl unter der neuen Studie zusätzlich leiden. Fabian Bilger relativiert: «Unsere Branche unternimmt im Hinblick auf die erneuerbaren Energieträger grosse Anstrengungen, um den Umstieg zu schaffen.» Der Anteil an biogenen Treibstoffen im Markt würde jährlich wachsen. Und auch im Bereich Wasserstoff passiere viel.

Und doch: Das Problem des Treibhausgases Methan wird vielerorts unterschätzt. Zwar bleibt Methan weniger lang in der Atmosphäre. Allerdings treibt es die Klimaerwärmung deutlich stärker an als CO2.

HeuteMorgen, 01.06.2021, 06:00 Uhr

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