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Jean-François Roth: Der Jura braucht ein Projekt für die Zukunft
Aus Tagesgespräch vom 21.06.2024. Bild: Keystone/Pablo Gianinazzi
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Schaffung eines neuen Kantons Das erste Jura-Plebiszit 1974 ebnete den Weg für den Kanton Jura

1978 stimmte das Schweizer Volk dem neuen Kanton Jura zu. Dieser Abstimmung ging viel Vorarbeit voraus.

Am 23. Juni 1974 hat die Bevölkerung des Juras seine lang ersehnte Unabhängigkeit erlangt. Das Datum hat sich in das Gedächtnis des jüngsten Kantons eingebrannt. In vielen Gemeinden gibt es eine «Rue du 23-Juin» und viele Dorfplätze tragen das Datum ihn ihrem Namen. Es ist die Geburtsstunde des Kantons Jura, der 1979 offiziell gegründet und der Eidgenossenschaft beitreten konnte.

So etwas gibt es nur einmal im Leben.
Autor: Jean-François Roth MItglied im «Rassemblement jurassien»

«Il pleut la liberté» – es regnet Freiheit - sagte Roger Schaffter, eine der Hauptfiguren der Unabhängigkeitsbewegung. Auch Jean-François Roth mag sich an diesen regnerischen Abstimmungstag erinnern, wie er im «Tagesgespräch» sagt. Der damalige Jus-Student an der Universität Freiburg führte das «Mouvement universitaire jurassien» an und hat damit auch einen Sitz im Vorstand des «Rassemblement jurassien», jener Organisation, die sich an die Gründung des Kantons machte.

Eine Freiheitsstatue am Genfersee
Legende: Im Konflikt um die Abspaltung des Jura vom Kanton Bern hat das «Rassemblement jurassien» am Ufer des Genfersee bei Genf eine Freiheitsstatue nach Vorbild der USA aufgestellt, aufgenommen 1972. Keystone/Archiv/STR

Die Freude in den Bistros in Delémont sei unbeschreiblich gewesen, alle Leute seien sich in die Arme gefallen und hätten sich geküsst. «So etwas gibt es nur einmal im Leben», sagt Roth rückblickend.

Strukturschwäche des Kantons

Der frühere Ständerat und Regierungsrat des Kantons Jura sieht aber auch Schatten über der Feier. Die Kantonsfinanzen sind angespannt. Der Jura hatte im Budget fest mit den Ausschüttungen der Nationalbank gerechnet. Nun fehlt das Geld und auch im vergangenen Jahr schrieb der Kanton ein Defizit. Für den Kantonswechsel von Moutier, der auf den 1. Januar 2026 geplant ist, muss die Schuldenbremse ausgehebelt werden.

Abstimmungsplakat, auf dem steht: «Ja zum Kanton Jura»
Legende: Ein Abstimmungsplakat der Nationalen Abstimmung 1978. Keystone/Photopress-Archiv-STR

Für Roth ist das auch auf die Strukturschwäche des Kantons zurückzuführen. Die Bevölkerung sei überaltert, die Jungen würden für das Studium in andere Kantone gehen und nicht zurückkehren. Für Roth hat der Jura aber auch Chancen verpasst. Etwa mit der Ablehnung des Programms «Jura pays ouvert», das Jean-François Roth Anfang der 2000er-Jahre lanciert hat. Das Ziel war es, die Zahl der Einwohnerinnen und Einwohner von damals 69'000 auf 80'000 erhöhen, damit der Kanton lebensfähig wird und ein besseres Steuersubstrat aufweist. Die zentralen Punkte des Programms wurden vom Stimmvolk aber abgelehnt. Auch wegen des Widerstands der SP, mit der heutigen Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider.

Diskussion über Arm und Reich

Die Probleme sind geblieben. Noch heute ist die Zahl von 80'000 nicht erreicht. Das wird erst mit der Integration von Moutier gelingen. Während die Schweizer Bevölkerung auf 9 Millionen Menschen gewachsen ist, tritt der Jura an Ort. Deshalb brauche der Jura ein neues Projekt, eine neue Vision, sagt Roth. So wie damals bei den Arbeiten für die Gründung des Kantons vor 50 Jahren. «Das fehlt mir und das ist wirklich schade.» Zwar werde viel über den Kantonswechsel von Moutier diskutiert. Es brauche aber dringend gemeinsame Überlegungen, wie der Kanton in Zukunft gestaltet werden soll.

Er fordert auch einen runden Tisch auf Bundesebene, zusammen mit anderen Randregionen, die unter den gleichen Problemen leiden, wie etwa das Tessin. Es brauche eine Diskussion über Arm und Reich in der Schweiz, ansonsten sei der Zusammenhalt gefährdet.

Tagesgespräch, 21.06.2024, 13 Uhr

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