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Neue Regeln für Hoftötungen
Aus Echo der Zeit vom 06.08.2024. Bild: Keystone/Laurent Gillieron
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Schlachtung direkt auf dem Hof Hoftötungen: mehr Zeit und weniger Stress fürs Tier

Hoftötungen sind in der Schweiz seit vier Jahren wieder erlaubt. Auf dem Hof von Mischa Hofer im luzernischen Vitznau werden Tiere so geschlachtet. Hoftötungen sind komplex und nicht günstig. Trotzdem setzt Hofer auf die Methode. Auch, weil der Stress für die Tiere kleiner werde.

Der Betrieb von Mischa Hofer liegt oberhalb von Vitznau LU am Südhang der Rigi, die Aussicht reicht weit über den Vierwaldstättersee hinaus. Am schnellsten erreicht man den Hof mit einer kleinen Gondel von Vitznau aus. Hier oben führt Mischa Hofer erstmals eine Hoftötung durch.

Für die Tötungen muss er Auflagen beachten. Bis vor einem halben Jahr durften höchstens 45 Minuten verstreichen, von der Betäubung des Tiers bis zur Ausweidung im Schlachthof. Anfang Februar wurde die Frist dann auf 90 Minuten verlängert.

Über 200 Betriebe führen Hofschlachtungen durch

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Laut dem Forschungsinstitut für biologischen Landbau Fibl führen derzeit zwischen 220 und 240 Betriebe Hoftötungen durch. «Die Anzahl Betriebe, die Hoftötungen durchführen, hat in den letzten Jahren stetig, aber langsam zugenommen», sagt Milena Burri vom Fibl. Auch die Verlängerung der Frist auf 90 Minuten habe nicht zu einem signifikanten Anstieg geführt. Aus fleischhygienischer Sicht spreche nichts gegen die 90 Minuten, sagt Burri, das hätten Untersuchungen gezeigt. In der EU gilt eine Frist von 120 Minuten. Doch eine weitere Lockerung hält das Fibl nicht für nötig, denn in der Schweiz sei für die meisten Betriebe ein Schlachthof oder Metzger innert 90 Minuten zu erreichen.

Mischa Hofer führt als Dienstleister bereits seit gut drei Jahren Hoftötungen für andere Betriebe durch. Auf seinem eigenen Hof kann er diese Art der Schlachtung erst jetzt durchführen, nachdem die Vorschriften gelockert wurden.

Das Rind, das an dem Tag getötet werden soll, ist ein weisses Zebu-Rind. Sein Name wirkt am heutigen Tag geradezu zynisch: «Bella Ciao». Doch bei der Namensgebung hat noch niemand an das Schicksal gedacht, das dem Tier nun blüht. Mischa Hofer erzählt: «Seine Mutter hiess ‹Bella Stracciatella›, und als das Kalb zur Welt kam, lief gerade das bekannte Lied ‹Bella Ciao› im Hintergrund.»

«Bella Ciao» wird im Gehege von den anderen Tieren getrennt. Inzwischen ist auch eine Veterinärin des Kantons zur Aufsicht vor Ort. Nachdem der Kopf von «Bella Ciao» in einem Selbstfanggitter fixiert ist, hält ihr Mischa Hofer das Bolzenschussgerät zwischen die Augen. Mit dem Schuss wird sie betäubt.

Ab jetzt tickt die Uhr: Innert 90 Minuten muss das Tier beim Metzger ausgeweidet und bereit für den Kühlraum sein. Hofer befestigt eine Kette am Hinterbein, das Tier wird mit einem Bagger kopfüber hochgezogen. Dann erfolgt ein Stich in den Hals und es blutet aus. Mischa Hofer und sein Team verladen das Tier auf einen Anhänger und decken es mit einer Blache zu. Der Weg zum Metzger in Arth-Goldau führt die enge Bergstrasse die Rigi hinab.

Weniger Stress für die Tiere

Etwa 40 Minuten dauert die Fahrt. Hoftötungen sind aufwendig: Die Vorkehrungen, die Aufsicht durch das Veterinäramt, der Weg zum Metzger – all das koste, betont Mischa Hofer: «Wir werden uns mit diesen Hoftötungen immer in einer Nische bewegen. Das ist unabdingbar.»

Doch er ist überzeugt von der Art der Schlachtung. Dass die Stressbelastung für die Tiere deutlich geringer ist, zeigen auch Studien. Bei einer neueren Untersuchung des Forschungsinstituts für biologischen Landbau Fibl hatten Tiere, die im Schlachthof getötet wurden, 20-mal mehr Cortisol, also Stresshormone, im Blut als Tiere, die auf dem Hof getötet wurden.

Fürs Schlachten bleibt wenig Zeit

In der «Fyrabig-Metzg» in Arth stehen Remo und Irene Heinrich bereit, um das Tier entgegenzunehmen. Für sie ist es das erste Tier aus Hoftötung, das sie bearbeiten. Eine halbe Stunde bleibt ihnen noch, um das Fell abzuziehen, das Tier auszuweiden und dann in den Kühlraum zu stellen.

«Das ist nicht allzu viel», findet Irene Heinrich. Doch es reicht: Bei einer Stunde, 22 Minuten und 57 Sekunden stoppt die Veterinärin die Uhr. Zwei Wochen reift das Fleisch nun im Kühlraum – dann geht es an ein Restaurant in der Stadt Bern.

Heute Morgen, 6.8.2024, 6:00 Uhr

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