Nur vier Personen an einem Tisch, zwei Meter Abstand oder eine Trennwand zwischen den Gästegruppen, von jedem Gast muss Name und Telefonnummer erfasst werden: Das Schutzkonzept für die Wiedereröffnung von Restaurants und Bars stellt die Betriebe vor grosse Herausforderungen.
Ernst Bachmann ist Präsident des Kantonalzürcher Wirteverbandes und führt in Zürich-Wollishofen das Restaurant Muggenbühl. Er sei zunächst einmal zufrieden, dass eine Wiedereröffnung überhaupt möglich sei, sagt er gegenüber SRF News. Jeder Betrieb müsse nun schauen, wie er die Vorgaben umsetze.
Er selber habe Glück, so Bachmann. Sein Betrieb sei genug gross. Einige Wirte-Kollegen seien nun aber überrascht, wie wenige Gäste sie mit den Vorgaben empfangen könnten.
Man müsse Mitarbeiter und Gäste schützen, so Bachmann, deshalb seien die Vorgaben richtig. Er störe sich einzig daran, dass Wirte die Daten der Gäste erfassen müssen. Der administrative Aufwand dafür sei «ein Blödsinn».
Die Vorgaben sind happig, aber machbar.
An diesem Aufwand stört sich Werner Reutimann nicht. Der langjährige Wirt des Restaurants Schützenhaus in Schaffhausen hilft seinem Sohn im Betrieb. Man werde einen «Notenständer» aufstellen, wo sich die Gäste eintragen sollen – die Blätter werde man dann nach zwei Wochen entsorgen.
Das Schaffhauser Wirte-Gespann hat sich bereits intensiv mit dem Schutzkonzept auseinandergesetzt. «Happig, aber machbar», so die Analyse von Werner Reutimann. Bis Montag sei man auf alle Fälle bereit. So habe man zum Beispiel bereits die Tische leicht umgestellt und die Speisekarten leicht umgestaltet. Diese werde man nach jedem Gast desinfizieren.
Bei schönem Wetter sei es dank der Gartenbeiz sowieso kein Problem, sagt der Wirt. Doch er macht sich auch Sorgen. Da Gruppen sich nicht durchmischen dürfen, könne er sein Restaurant gar nicht füllen. Zudem würden die Massnahmen wohl viele Leute vom Besuch abhalten. Was ihn am Montag erwartet, weiss der Wirt nicht: «Für uns ist es ein Blindflug.» Man habe noch keine Reservationen erhalten.
Noch während Frau Sommaruga die Lockerungen am Fernsehen angekündigt hat, kamen bereits die ersten Reservationen herein.
Ganz anders bei Ernst Bachmanns Restaurant in Zürich: «Noch während Frau Sommaruga die Lockerungen am Fernsehen angekündigt hat, kamen bereits die ersten Reservationen herein.» Doch auch Ernst Bachmann weiss nicht, was ihn erwartet: «An einem normalen Montag verkaufen wir 70 Mittagessen. Wenn wir nun 50 verkaufen, bin ich glücklich.»
Im Ausgang sollen die Leute Spass haben und sollen sich nicht um Vorschriften kümmern.
Andy Eugster wäre gerne in dieser Situation. Der Wirt aus Weinfelden hat bereits vor Veröffentlichung des Schutzkonzepts angekündigt, sein «Jack's Café» und die angeschlossenen Lokale nicht öffnen zu wollen. «Ich habe alles ausgemessen. Ich könnte vier Tische für insgesamt 16 Gästen anbieten. Bereits mit 50 Leuten wirkt es hier aber leer.»
Eugster weist auch auf die hohen Kosten hin, die ihm für die Erfüllung der Vorgaben anfallen würden. Auch sei unklar, ob sich bei einem Barbetrieb alle Gäste immer an die Vorgaben halten würden. Im Ausgang sollen die Leute Spass haben, und sich nicht um Vorschriften kümmern müssen, weil ihm sonst eine Busse drohe.
Noch immer ist unklar, ob Betriebe, die geschlossen bleiben, weiterhin von Kurzarbeit profitieren können. Dies sei momentan eine grosse Unsicherheit, so Andy Eugster. Wenn er so zum Öffnen gezwungen würde, müsse er Leute entlassen. Er hofft nun auf weitere Lockerungen für die Gastro-Branche, um möglichst bald seine Lokale wieder öffnen zu können.