Bis Mitte dieses Monats wurden schon doppelt so viele Kartoffeln aus dem Ausland importiert wie im ganzen letzten Jahr: Über 67'000 Tonnen, so viel wie noch überhaupt nie in den letzten 20 Jahren. Schuld daran ist das miserable Wetter 2015.
Christine Heller, Geschäftsführerin der Branchenorganisation Swiss Patate, sagt: «Wir hatten einen sehr nassen Frühling und dann einen trockenen, heissen Sommer. Daher fiel die Ernte 2015 – verglichen mit dem Schnitt der vergangenen fünf Jahre – rund 25 Prozent kleiner aus.»
Keine Versorgungsengpässe
Das wirke sich erst im Folgejahr aus, erklärt Reto Strebel. Er leitet im Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) den Fachbereich Ein- und Ausfuhr: «Wenn die Vorräte langsam aufgebraucht sind, merkt man, das reicht hinten und vorne nicht. Entsprechend setzt sich die Branche dann zusammen und analysiert die Lage.»
Wenn die Vorräte langsam aufgebraucht sind, merkt man, das reicht hinten und vorne nicht.
Die Kartoffelbauern, der Handel und die Verarbeitungsbetriebe stellen Gesuche für Importkontingente. Das Bundesamt für Landwirtschaft bewilligt die Anträge in der Regel. So sollten keine Versorgungsengpässe entstehen, sagt Strebel: «Die Firmen importieren immer einen gewissen Anteil aus dem Ausland. Die haben ihre Handelsbeziehungen. Jetzt müssen sie einfach höhere Mengen beschaffen.»
Aufwändige Suche nach guter Qualität
Allerdings sei das nicht immer einfach und vor allem nicht immer erwünscht, betont Christine Heller. Nicht nur die Bauern litten unter den Ernteeinbussen, auch Händler und Verarbeiter hätten gerne mehr Schweizer Kartoffeln gehabt: «Die Beschaffung von Kartoffeln im Ausland ist sehr aufwändig und kompliziert. Die Kartoffeln in der gewünschten Qualität zu erhalten ist nicht einfach. Darum waren für viele Handels- und Verarbeitungsbetriebe die Importe ein notwendiges Übel.»
Und das Übel könnte andauern: Auch dieser Frühling war für die Kartoffeln viel zu nass, der Sommer teilweise zu heiss. Ernteeinbussen sind bereits absehbar.