Greenpeace-Aktivist Marco Weber hat nach seiner Freilassung erst wenige Worte an die Öffentlichkeit gerichtet. Wie SRF-Korrespondent Christof Franzen erzählt, sei Weber dankbar und überwältigt gewesen.
Keine Ausreise trotz Pass
Franzen konnte im Hotel kurz mit dem Aktivisten reden – allerdings habe Weber nicht viel gesagt. Da der Prozess noch am Laufen sei, müsse er erst abklären, welche Informationen er preisgeben dürfe und welche nicht. Marco Weber hat sich aber für die ganze Unterstützung bedankt, die er während seiner Zeit im russischen Gefängnis erfahren habe.
Der Greenpeace-Aktivist hat inzwischen seinen Pass zurückerhalten. Rein juristisch gesehen könnte er laut Christof Franzen auch ausreisen. Er müsse aber jederzeit den Untersuchungsbehörden zur Verfügung stehen. Der Pass ist derzeit jedoch nicht viel wert: Er hat kein Einreisevisum. Bis Weber dieses erhält, könnten noch Tage oder Wochen vergehen.
Greenpeace International hat die Kaution für den 28-jährigen Schweizer bezahlt, bestätigt Mediensprecher Yves Zenger auf Anfrage von SRF News Online. Wie es allerdings mit dem Aktivisten weitergeht, weiss Zenger nicht. Ein Greenpeace-Team sei vor Ort und helfe ihm, die zwei Monate Untersuchungs- und Isolationshaft zu verarbeiten. Weber solle soweit als möglich von der Öffentlichkeit abgeschirmt werden.
Neben dem Schweizer sind am Freitag noch 13 weitere inhaftierte Aktivisten auf freien Fuss gesetzt worden. Damit sind inzwischen 24 von 30 im September festgenommenen Greenpeace-Aktivisten und Journalisten auf freiem Fuss. Ein Gericht kündigte derweil die Freilassung von drei weiteren Aktivisten an.
Mehrere Jahre Gefängnis möglich
Insgesamt waren 28 Aktivisten und zwei Journalisten aus 18 Ländern festgenommen worden. Ihnen soll wegen «Rowdytums» der Prozess gemacht werden, offiziell wurde aber auch der Tatvorwurf der gemeinschaftlichen Piraterie noch nicht fallen gelassen. «Rowdytum» kann in Russland mit bis zu sieben Jahren, Piraterie mit bis zu 15 Jahren Haft geahndet werden.
Die Aktivisten hatten Mitte September versucht, eine Bohrplattform des russischen Energiekonzerns Gazprom zu besteigen. Mit der Protestaktion wollten sie auf die Gefahren der Ölförderung für die Umwelt in der Arktis aufmerksam machen.