Anlässlich des internationalen Tages «Null Toleranz gegenüber weiblicher Genitalverstümmelung» vom 6. Februar erinnert UNICEF Schweiz daran, dass nach wie vor jedes Jahr mehrere Millionen Mädchen weltweit Opfer von weiblicher Genitalverstümmelung werden – 300 Mädchen stündlich.
Über 10'000 Betroffene in der Schweiz
Die weibliche Beschneidung ist zwar in den meisten Ländern verboten, doch sie wird dennoch durchgeführt – vor allem aus traditionellen Gründen. Auch in der Schweiz ist das Thema aktuell. Denn hierzulande leben viele Flüchtlinge, die aus Ländern kommen, in denen Genitalverstümmelung weit verbreitet ist: «Wir gehen davon aus, dass zwischen 10‘000 und 13‘000 betroffene Mädchen und Frauen in der Schweiz leben», sagt Marisa Birri, von Terre des Femmes Schweiz.
Vor allem Leute aus Äthiopien, Somalia und Eritrea
«Betroffen heisst, entweder handelt es sich um Mädchen und Frauen, die bereits beschnitten sind oder solche, die gefährdet sind, beschnitten zu werden.» Diese Zahlen seien eine Schätzung und basierten auf der Anzahl Frauen und Mädchen, die aus Ländern kommen, wo weibliche Genitalverstümmelung praktiziert werde, sagt Birri. In der Schweiz betreffe das vor allem Frauen und Mädchen aus Ländern wie Äthiopien, Somalia und Eritrea.
Viele Mädchen werden zur Beschneidung ins Ausland gebracht.
Illegale Mädchenbeschneidungen auch in der Schweiz
Terre des Femmes nimmt den Tag zum Anlass, um auch in der Schweiz den Kampf gegen die Mädchenbeschneidung zu verstärken. Denn auch hierzulande wird diese schmerzvolle Praktik durchgeführt – illegal.
Zahlen dazu, wie viele solche Beschneidungen jährlich durchgeführt werden, gibt es nicht. Doch wisse man von Communities, die die weibliche Genitalverstümmelung praktizierten oder von Ärzten, die Anfragen erhalten würden, wo in der Schweiz man die Tochter beschneiden könne, sagt Birri. Man gehe von einer Dunkelziffer aus. «Viele Mädchen werden dazu auch ins Ausland gebracht.»
Forderung an Bundesrat
Die Beschneidung ist gefährlich. Viele Mädchen sterben dabei. Terre des Femmes fordert nun, dass sich der Bundesrat dafür einsetzt, dass mehr gegen Mädchenbeschneidungen gemacht wird.
Handlungsbedarf sieht Terre des Femmes vor allem bei der Koordination und Vernetzung zwischen Bund, Kantonen und Gemeinden. Das Thema müsse wo immer möglich institutionalisiert und in bestehende Strukturen eingebettet werden, sagt Birri. Aber: «Der Bund muss auch mehr finanzielle und personelle Ressourcen zu Verfügung stellen, damit in diesem Bereich etwas passiert.»