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Viele Hochstammbäume sind verschwunden: ein Projekt hilft sie zu bewahren
Aus Regionaljournal Aargau Solothurn vom 26.06.2024. Bild: SRF
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Schweizer Naturpärke Baumglück für alle: Aargauer Projekt rettet Hochstamm-Obstbäume

Der Jurapark Aargau sucht private Besitzerinnen und Besitzer von Hochstamm-Obstbäumen. Er will beim Ernten der Früchte helfen.

Hochstamm-Obstbäume sind als Lebensräume für Fledermäuse und Steinkäuze wertvoll und gehören zum Schweizer Landschaftsbild. Aber die knorrigen, hohen Bäume bedeuten viel Arbeit bei der Ernte. Deshalb setzt der Jurapark Aargau auf das Projekt «Baumglück».

Dabei wollen zwei Stiftungen jene Äpfel und Birnen einsammeln, die an den Hochstammbäumen hängen bleiben. Später wird aus den Früchten Most. «Baumglück» mache seit acht Jahren Mensch und Tier glücklich, sagen die Verantwortlichen. Zwei davon hat SRF besucht.

Hochstammbaum
Legende: Die knorrigen Hochstamm-Obstbäume gehören zur Schweiz. Aber sie bedeuten viel Arbeit, weil das Ernten der Früchte aufwändig ist. Keystone/Gaetan Bally

«Besitzen Sie Hochstämmer, deren Früchte Sie dieses Jahr nicht ernten werden?» Mit diesem Appell richtet sich der Jurapark Aargau an Landwirtschaftsbetriebe und Private. In den letzten Jahrzehnten habe dieser Baumbestand nämlich kontinuierlich abgenommen, sagten die Verantwortlichen des Juraparks. Ein Grund: der grosse Arbeitsaufwand.

Portraits
Legende: Patrick Spinelli vom Jurapark Aargau und Arno Wernle vom Ditterehof Herznach auf dem Rundgang mit SRF (v.l.). SRF/Nina Köpfer

Der Aufwand sei zeitlich wirklich gross, sagt zum Beispiel Arno Wernle, Betriebsleiter des Ditterehof in Herznach AG. Wernle besitzt Hochstammbäume und hält vor allem wegen der Biodiversität daran fest. Finanziell seien sie nicht interessant. Deshalb nutze er für seinen Hof nur zehn Prozent dieser Bäume. Bei seinen restlichen Hochstämmern sammeln die Stiftungen für das Projekt Baumglück die Äpfel ein.

Viele Bäume gehören Privaten

Total 180 Bäume von 48 Besitzerinnen und Besitzern würden dank Baumglück im Jurapark in diesem Jahr so genutzt, sagt Patrick Spinelli, Leiter Regionalproduktion beim Jurapark Aargau, auf dem Rundgang in Herznach.

Was macht einen Hochstammbaum aus?

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  • Hochstammbäume sind Obstbäume, bei denen die ersten Äste ab 1.60 Meter Höhe beginnen (bei Steinobst in 1.20 m) und grosse Rundkronen bilden.
  • Sie umgeben Höfe und Dörfer, säumen als Alleen Strassen und Wege oder sind als Streuobstwiesen locker über die Landschaft verteilt.
  • Sie tragen Äpfel, Birnen, Zwetschgen oder Kirschen zum Beispiel.
  • Die Früchte werden heute zu Most oder auch gebrannt und zu Schnaps verarbeitet.
  • In den letzten 50 Jahren sind über 80 Prozent der Hochstammobstbäume verschwunden, sagt der Verband Hochstamm Suisse.

«Es sind viele Private, die Hochstammbäume haben. Sie haben sie von den Eltern geerbt und schaffen es aus zeitlichen Gründen oder altersbedingt nicht mehr, die Bäume zu bewirtschaften.» Baumglück hilft, die Früchte zu ernten und das Fällen der arbeitsintensiven Hochstämmer zu verhindern.

Es sind oft Private, die Hochstammbäume geerbt haben.
Autor: Patrick Spinelli Leiter Regionalproduktion Jurapark Aargau

Für zwei Stiftungen schütteln Menschen mit Handicap und Asylsuchende aus der Region die hohen Bäume mit sogenannten Pflückstangen. Das Obst fällt auf den Boden und wird eingesammelt. Je nach Wetter sei der Ertrag sehr unterschiedlich, weiss Patrick Spinelli vom Jurapark aus den Erfahrungen der letzten Jahre. So kommen teils viele Äpfel – bis zu 20 Tonnen pro Saison – zusammen, oder kaum etwas.

Ein Apfel eines Hochstammbaums
Legende: Hochstammäpfel landen selten in den Regalen der Detailhändler. Aus ihnen wird oft Konfitüre oder Schnaps. Keystone/Sigi Tischler

Das Ziel der Aktion: Auch kommende Generationen sollen sich über blühende Hochstammbäume in der Landschaft freuen können. Damit wäre auch den Tieren geholfen, die darauf leben. Vögel, Fledermäuse, Schläfer, Igel, Spinnen, Schmetterlinge, Schwebfliegen, Käfer und viele weitere Insektengruppen kommen hier vor, heisst es beim Verband Hochstamm Suisse.

Das ist der Jurapark Aargau

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Legende: ZVG/Jurapark Aargau, Patrick Walde
  • Der Jurapark Aargau ist als Verein organisiert. Mitglieder sind Gemeinden, Firmen, Organisationen und Einzelmitglieder.
  • Total 31 Gemeinden machen mit.
  • Der Park will, dass Natur und Landschaft erhalten bleiben und eine nachhaltige Wirtschaft im Jurapark betrieben wird. Deshalb wird sie auch gefördert.
  • Die Region soll als Naherholungsraum gestärkt werden.
  • Das Bundesamt für Umwelt unterstützt Naturpärke in der Schweiz seit 2007. Vor allem Pärke «von nationaler Bedeutung mit schönen Landschaften, einer reichen Biodiversität und hochwertigen Kulturgütern» werden vom Bund mitfinanziert.
  • Die Produkte aus dem Jurapark Aargau werden unter dem gemeinsamen Label vermarktet. Von «Chriesi» über Dinkelnudeln über Rapsöl oder Zwetschenessig gibt es viele Produkte mit dem Label «Jurapark Aargau». Sie sind in Läden, online, an Märkten oder auch bei Coop erhältlich.
  • Ähnliche regionale Naturpärke sind zum Beispiel der solothurnische Naturpark Thal oder der Naturpark Schaffhausen.

Verkauft wird der Hochstamm-Most aus dem Jurapark Aargau von den Stiftungen MBF und Faro sowie in kleineren Läden und Coop-Filialen. Verwerte werde das Obst in drei regionalen Mostereien im Fricktal, sagt Patrick Spinelli vom Jurapark. Der grosse Teil des Baumglück-Mosts gehe direkt zu Coop.

Weide und Hochstämmer
Legende: Hochstammbäume vom Ditterehof in Herznach AG samt Kuherde. SRF/Nina Köpfer

Die Äpfel schmecken übrigens nicht nur als Most. Auch die Kühe auf der Weide in Herznach haben sie gerne, sagt Landwirt Arno Wernle: «Wenn die Kühe jeweils frisch auf die Weide kommen, fressen sie als Erstes immer die Äpfel auf.»

Freude herrsche bei den Kühen nicht nur der Leckereien wegen, sondern auch wegen des Schattens, den die Hochstammbäume im Sommer auf die Weide werfen, erzählt der Landwirt weiter. Hochstämmer zu fällen, das käme auch deshalb nicht infrage.

Regionaljournal Aargau Solothurn, 26.6.2024, 17:30 Uhr ; 

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