Um sicherzustellen, dass die Stromversorgung in der Schweiz auch bei einer weiteren Verschärfung der Situation gewährleistet bleibt, hat der Bundesrat beschlossen, einen Rettungsschirm für systemkritische Stromunternehmen zu prüfen. Das hat Bundesrätin Simonetta Sommaruga am Donnerstag vor den Medien gesagt.
Die Preisausschläge sind wegen des Krieges in der Ukraine so stark, wie wir sie historisch noch nie gesehen haben.
Schweizer Stromunternehmen bräuchten mehr finanzielle Mittel, um die mit dem Handel verbundenen Sicherheitsleistungen zu decken, so die Begründung. Ein unkontrollierter Ausfall eines grösseren Anbieters könnte die Versorgungssicherheit der Schweiz gefährden und eine Kettenreaktion nach sich ziehen. Dies solle vermieden werden.
Unternehmen selbst sind gefordert
Für einen Rettungsschirm für systemkritische Stromunternehmen fehlt noch eine gesetzliche Grundlage. Die Arbeiten hierfür werde er vorantreiben, schreibt der Bundesrat. Gefordert seien aber in erster Linie die Unternehmen selbst: Die höhere Preisvolatilität bedürfe mehr Flexibilität und allenfalls Anpassungen am Geschäftsmodell.
Der Bund solle deshalb nur subsidiär zu den Unternehmen selbst und ihren Fremd- und Eigenkapitalgebern tätig werden. Um Fehlanreize zu vermeiden, sollen die Bedingungen, um von dem Rettungsschirm zu profitieren, zudem sehr streng sein. Unter anderem sind Transparenzvorschriften, eine marktgerechte Verzinsung, ein Verbot von Dividendenausschüttungen sowie Sicherheiten in Form von Verpfändung von Aktien vorgesehen, wie der Bundesrat weiter mitteilt.
Auch soll der Rettungsschirm nur temporär zur Verfügung stehen.
Der Bund wird als nächstes Gespräche mit den wichtigsten Stromanbietern führen. Ein entsprechendes Bundesgesetz müsste noch in der Sommersession beraten und dringlich in Kraft gesetzt werden.
Weitere Massnahmen geplant
Nachdem um den Jahreswechsel der Stromkonzern Alpiq in die Klemme geriet und sich einen Liquiditätspuffer verschaffen musste, habe eine Arbeitsgruppe die Grundlagen für den Rettungsschirm erarbeitet, berichtete Sommaruga. Abwarten wäre für den Bundesrat keine Option.
Der Bundesrat hat beschlossen, alles nötige vorzukehren, um diese Gefahr abzuwenden und um auch für den Worst Case vorbereitet zu sein.
Weitere Massnahmen nach dem dringlichen Gesetz sind in Diskussion. Sommaruga nannte Transparenzvorgaben, um Liquiditätsengpässe zu verhindern. Geprüft würden zudem Eigenkapital- und Liquiditätsvorgaben für Stromversorger, so wie sie für Banken gälten.
Auch andere Länder, etwa Deutschland und Österreich, arbeiteten an solchen Massnahmen. «Die Situation ist ernst», sagte Sommaruga.