Shqipe Sylejmani freute sich sehr, als sie erfuhr, dass das Eidgenössische Schwing- und Älplerfest (ESAF) 2022 in ihrem Dorf stattfinden wird. Die Journalistin und Autorin mit kosovarischen Wurzeln ist nämlich in Pratteln aufgewachsen.
Pratteln strotzt vor Vielfalt.
Am ESAF 2019 in Zug habe sie sich nicht willkommen gefühlt als Migrantin. Schnell fasste die junge Frau den Entschluss, das beim ESAF 2022 zu ändern. «Von allen schönen Orten in unserem Land hat man sich mit Pratteln eine Gemeinde ausgesucht, die so vor Vielfalt strotzt, dass wir hier besonders gut zeigen können, dass die Schweiz verschiedene Seiten hat.» Im Pratteln leben Menschen aus 100 Nationen.
Sylejmani stellte zusammen mit der Gemeinde Pratteln drum ein Trachten-Nähatelier auf die Beine. Dabei geht es nicht nur um Trachten aus verschiedenen Kantonen, sondern auch aus verschiedenen Ländern. Während dem ESAF wird es dann einen Trachtenumzug und ein Trachtenfestival geben.
In Pratteln ist man erstaunt
Für ihren Einsatz für die Trachten muss Sylejmani nun aber heftige Kritik einstecken. «Die Schweiz ist genau wegen solchen Shippis zum Drecksland geworden. Würde es nach mir gehen, und abertausende denken so, so müsste man euch mit einem Tritt ins Füdli wieder nach Hause schicken», heisst es in einer der zahlreichen rassistischen Emails. Und weiter: «Albaner sind in der Schweiz nicht willkommen und werden sie nie sein.» Sylejmani, deren Familie in den 1990-er Jahren in die Schweiz kam und ihre Kinder in Pratteln grosszog, schockieren solche Aussagen. «Bei mir löst das Frust und Trauer aus», sagt Sylejmani. «Und ich akzeptiere sowas nicht.»
Die Leiterin der Abteilung Bildung und Kultur in der Prattler Gemeindeverwaltung ist ebenfalls erschüttert über die Beschimpfungen, die Sulejmani einstecken muss. «Ich habe zwar mit Kritik gerechnet, aber nicht in dieser scharfen Tonalität», sagt Andrea Sulzer und ergänzt: «Mit solch rassistischen Äusserungen rechnet man nicht, wenn man in Pratteln zu Hause ist.»
Auch beim ESAF zeigt man kein Verständnis für die rassistischen Anfeindungen. «Das ist extrem bedauerlich und nicht in unserem Sinne», sagt Mediensprecherin Marion Tarrach. Das ESAF lebe vom Gefühl des Miteinanders und der Vielfältigkeit und dazu gehörten eben auch Menschen wie Sylejmani. Sie sei eine Frau, die «sich in der Gemeinde und beim ESAF engagiert», lobt Tarrach.
Das ist extrem bedauerlich und nicht in unserem Sinne.
Woher die Beschimpfungen kämen, könne sie sich nicht erklären. «Das Schwing und Älplerfest ist eine extrem friedliche Veranstaltung, die geprägt ist vom Geist des Miteinanders», sagt Tarrach. Trotz der Anfeindungen gegen die engagierte Prattlerin sieht das ESAF aber keinen Handlungsbedarf und vertraut darauf, dass es während des Festes zu keinen Beschimpfungen kommen wird.