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Seit Pandemie stark gestiegen Notfälle von suizidgefährdeten Jugendlichen erreichen Höchststand

Das Team der Notrufnummer 147 für Kinder und Jugendliche musste in den ersten neun Monaten dieses Jahres 140 Mal die Polizei oder Sanität aufbieten. Damit hat die Anzahl Kriseninterventionen gemäss Pro Juventute einen neuen Höchststand erreicht.

140 Kriseninterventionen – das sind nochmal rund 20 mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahres, sagt Lulzana Musliu von Pro Juventute: «Das ist in der Tat eine sehr hohe Zahl. Das hatten wir bis jetzt noch nie.» Seit Beginn der Coronapandemie ist die Zahl stark gestiegen und verharrt auf hohem Niveau. Im Jahr 2019 seien es lediglich 57 Fälle gewesen, so Musliu. Die Krisenfälle hätten sich also fast verdreifacht.

Es ist eine Kombination aus überlasteter Versorgungskette, mehr Stress und mehr psychischen Belastungen.
Autor: Lulzana Musliu Leiterin Politik- und Medienarbeit bei Pro Juventute

Dabei seien die Kriterien für Kriseninterventionen dieselben. Das Beratungsteam der Notrufnummer 147 bietet Polizei und Sanität nur im äussersten Notfall auf, wenn akute Suizidgefahr bestehe, betont Musliu.

Die Zahlen zeigten auch, dass die Notrufnummer gut bekannt sei. «Das alleine erklärt aber die Zunahme nicht. Es ist wirklich eine Kombination aus überlasteter Versorgungskette, mehr Stress und mehr psychischen Belastungen.»

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Erwachsene: Dargebotene Hand/Sorgentelefon

  • Telefon (rund um die Uhr): 143
  • Mail und Chat:  www.143.ch

Kinder und Jugendliche: Pro Juventute

  • Telefon (rund um die Uhr) und SMS: 147
  • Mail und Chat:  www.147.ch

Weitere Informationen

Dass die psychische Belastung in der Gesellschaft gestiegen ist, bestätigt Thomas Ihde, Chefarzt Psychiatrie der Spitäler FMI im Berner Oberland und Stiftungspräsident der Organisation Pro Mente Sana: Es sei schon so, dass die Bevölkerung heute sensibler sei, was die psychische Gesundheit anbelange.

Eine Welt unter Stress

Doch die Gesellschaft habe sich auch verändert, und das betreffe nicht nur Jugendliche. «Unserer Welt ist sehr mental oder emotional geworden», sagt Ihde. Wir bräuchten heutzutage den ganzen Tag emotionale und mentale Kompetenzen. Es gebe Anpassungsphänomene und damit einhergehend eine hohe Stressbelastung.

Ein Beispiel sind Berichte über Kriege und Krisen auf der Welt. Diese seien etwa in den sozialen Netzwerken häufig sehr emotional aufgeladen, sagt Chefarzt Ihde. Gerade Jugendliche reagierten darauf stark.

Eine Frau umarmt ihre Knie und sitzt auf dem Bett.. im Pyjama.
Legende: Noch nie musste das Team der Notrufnummer 147 so oft Polizei und Sanität aufbieten wie im Moment. IMAGO / Westend61

Wesentlich mitverantwortlich für die Zunahme der Kriseninterventionen bei der Notrufnummer bei Pro Juventute ist auch der Versorgungsengpass. Ihde: «Wenn ein Jugendlicher in einer Krise ist und sich bei der Psychiatrie meldet und dann hört er, er erhält einen Termin in drei, sechs oder zehn Monaten, dann nützt das vielleicht für zwei Wochen und dann kommt einfach diese Hoffnungslosigkeit.»

Ausserdem kann sich eine suizidale Krise zuspitzen. Anlaufstellen fungieren dann als Auffangnetz. Mit diesen Anlaufstellen beschäftigt sich derzeit auch die Politik: Diese Woche behandelt der Ständerat einen Vorstoss, der verlangt, dass die Finanzierung von solchen Angeboten gesichert wird.

Heute Morgen, 11.12.2024, 06:00 Uhr

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