Der Bundesrat lehnt die sogenannte Halbierungs-Initiative ab. Gleichzeitig senkt er die Serafe-Abgaben von 335 auf 300 Franken und befreit 80 Prozent der Unternehmen von der Serafe-Abgabe. Der Gebührenentscheid werde unmittelbare und noch nicht restlos absehbare Folgen haben, sagt SRG-Generaldirektor Gilles Marchand.
SRF News: Wie kommentieren Sie die jüngsten Entscheide des Bundesrats?
Gilles Marchand: Wir begrüssen die klare Haltung des Bundesrats gegenüber der Halbierungs-Initiative. Es ist für uns sehr wichtig, dass auch der Bundesrat anerkennt, welche grossen Risiken diese Initiative für die Schweiz brächte. Aber auch ohne die Initiative wird die Lage für die SRG schwieriger. Wir werden ab 2027 weniger Gebühreneinnahmen haben und bereits ab 2025 weniger Geld für den Teuerungsausgleich bekommen. Und auch unsere Werbeeinnahmen sinken. Das bedeutet jährlich 240 Millionen Franken weniger, wie wir bereits in der Vernehmlassung im November gesagt haben. Wir haben einige Herausforderungen vor uns und werden schon ab jetzt in unserem Angebot Prioritäten setzen müssen.
Bundesrat Rösti betonte an der Medienkonferenz, er gehe davon aus, dass die SRG ihren Leistungsauftrag und ihre Konzession weiterhin erfüllen kann, auch mit weniger Einnahmen. Wie sehen Sie das, ist aus Ihrer Sicht die Erfüllung des Auftrags gefährdet?
Die SRG-Konzession wird in den nächsten Jahren neu diskutiert werden; es wird ab 2028 Anpassungen geben. Aber in den nächsten zwei, drei Jahren können wir unsere Konzession grundsätzlich erfüllen. Sie bietet uns einigen Spielraum.
Aber heute können Sie noch nicht sagen, was diese Kürzung der Mittel bedeutet – für Sendungen, für Stellen und für Studio-Standorte?
Nein, das wäre jetzt noch zu früh. Die Frage der Studio-Standorte stellt sich aber mit Blick auf die Halbierungs-Initiative. Diese würde unsere regionale Verankerung in der ganzen Schweiz gefährden, und es wäre für uns nicht mehr möglich, unser föderalistisches Modell zu behalten. Die Gebührensenkung, die nun kommen wird, hat eine weniger grosse Dimension, sie wird die SRG nicht vor ein fundamentales Problem stellen.
Und was einzelne Sendungen betrifft, können Sie da etwas sagen? Es wird zum Beispiel das Sportangebot der SRG diskutiert, das jährlich über 180 Millionen Franken kostet.
Das Sportangebot ist für uns sehr wichtig. Nur ein Beispiel: So viele Leute schauen gerade jetzt die Fussball-Euro. Da versammeln wir unser Publikum, wir sammeln die Schweiz vor dem Bildschirm. Das ist wichtig für unsere schweizerische Identität. Und dafür, für ein breites Sportangebot, engagieren wir uns. Aber die Kosten für die Sportrechte sind in einer langfristigen Perspektive ein Thema. Was können, was sollen wir in Zukunft zeigen?
Aber in der Schweiz brauchen wir einen guten Service public, um unsere direkte Demokratie medial gut zu begleiten. Wir brauchen eine solide Information, um gegen diese Fake-News-Gesellschaft zu kämpfen.
Der Bundesrat hat bereits angekündigt, dass er mit uns bei den Gesprächen über eine neue Konzession auch über den Sport und über das Unterhaltungsangebot diskutieren will. Diese Diskussion werden wir sehr offen führen. Aber in der Schweiz brauchen wir einen guten Service public, um unsere direkte Demokratie medial gut zu begleiten. Wir brauchen eine solide Information, um gegen diese Fake-News-Gesellschaft zu kämpfen. Und zwar in allen vier Landessprachen. Das ist der zentrale Punkt für uns alle, und ich kämpfe immer noch zu hundert Prozent dafür.
Das Gespräch führte Klaus Bonanomi.