Schlechte Luft, Verkehrskollaps, Demonstrationsverbot: Das Weltwirtschaftsforum in Davos stand dieses Jahr heftig in der Kritik. Und just dieses Jahr müssen der Bund und die Gemeinde Davos entscheiden, ob sie sich auch künftig an den steigenden Sicherheitskosten beteiligen.
Beim Bund geht es um jährlich gut 39 Millionen Franken. Davos müsste neu eine Million Franken dazu beisteuern. Am 23. September stimmt die Bevölkerung über die Erhöhung des Beitrages ab. Im Vorfeld der Abstimmung macht sich Unmut darüber breit, dass die öffentliche Hand so viel zahlen muss.
Kritische Stimmen – wenn auch nicht zahlreich
Dennoch haben nur gerade einmal 23 Davoser den Weg ins Kongresszentrum gefunden, um WEF-Direktor Alois Zwinggi ihre Meinung über die Veranstaltung mitzuteilen. Wer spricht, tut dies meist kritisch. Ein Ausnahmezustand, ja, Anarchie herrsche am WEF, meint ein aufgebrachter Mann.
Lastwagen würden stundenlang mit laufendem Motor herumstehen und die Luft verpesten, während die Polizei nicht einschreite.
Am meisten verärgerte die Bevölkerung jedoch der Verkehr. Schneeberge, schwarze Limousinen und Lastwagen verstopften am diesjährigen WEF die Strassen. Man ziehe daraus Lehren, versichert Landammann Tarzisius Caviezel. 44 Problembereiche seien an einem runden Tisch identifiziert worden.
WEF sorgt für zehntausende Logiernächte
Was man jedoch nicht vergessen dürfe, ist, dass das Jahrestreffen des World Economic Forum das weltweit allergrösste und bedeutendste Politik- und Wirtschaftstreffen sei, das auf private Initiative hin stattfinde.
Wie eine Studie der Uni St. Gallen im Auftrag des WEF gezeigt habe, erzeuge das Jahrestreffen in Davos rund 37'000 Logiernächte und einen Umsatz von rund 60 Millionen Franken, erklärt Caviezel bei der Veranstaltung.
Unter den 23 Davosern im Publikum befindet sich auch die Davoser SP-Präsidentin Mara Sprecher. Ihre Partei und die Grünen haben die Nein-Parole zur Sicherheits-Million herausgegeben. Die SP fordere eine breite Diskussion über Nutzen und Schaden des Anlasses. Auslöser für die Nein-Parole sei das grosse finanzielle Polster des WEF.
«Geld für künftige Projekte»
In den letzten Jahren hat das WEF tüchtig rentiert. Die Reserven stiegen innerhalb von vier Jahren von 51 auf 237 Millionen Franken. «Wir haben Geld für das künftige Wachstum weggelegt und um Risiken abzudecken», sagt WEF-Direktor Zwinggi zum Millionenpolster.
Die Expansion des WEF finde im Ausland statt. Derweil zahlt in der Schweiz die öffentliche Hand den grössten Teil der Sicherheitskosten in Davos. Neu sollen es laut Botschaft des Bundesrats 42,75 Millionen Franken sein. Das WEF selber übernimmt 2,25 Millionen.
Trotz Kritik, die Bevölkerung dürfte am 23. September Ja sagen zum Millionenkredit, davon geht auch die SP-Präsidentin Sprecher aus. Drei Tage später berät dann der Nationalrat über den Anteil des Bundes.
* In einer früheren Version hiess es, das WEF übernehme drei Millionen Franken der Sicherheitskosten. Korrekt sind laut Botschaft des Bundesrates 2,25 Millionen.