- Teile der Kreuzlinger Bevölkerung fühlen sich wegen des Bundesasylzentrums nicht mehr sicher.
- Stadtpräsident Thomas Niederberger hat Anfang September Bundesrat Beat Jans einen Brief geschrieben, mit der Aufforderung, sich über die Sicherheitslage selber vor Ort ein Bild zu machen.
- Heute Montag ist Bundesrat Jans nach Kreuzlingen gefahren und hat sich mit Verantwortlichen der Stadt und des Kantons unterhalten.
Die Anliegen würden sehr ernst genommen, sagte Jans gegenüber SRF News. Bereits seien zusätzliche Patrouillen aufgeboten: «Der Bund ist gewillt, seinen Beitrag für eine Lösung zu leisten.»
«Ich kann nicht selber mit der Pistole vor das Asylzentrum stehen, um für Sicherheit zu sorgen.» Mit diesem plakativen Satz wollte Stadtpräsident Thomas Niederberger laut der Thurgauer Zeitung Anfang September klarmachen, dass die Verantwortung nicht bei der Stadt Kreuzlingen liege und zielte dabei auf die Sicherheit der örtlichen Bevölkerung ab. Der Stadtrat hatte nach Vorfällen mit Asylsuchenden im nahen Seepark die Patrouillentätigkeit des Sicherheitsdienstes erhöht.
Seither hat es in Kreuzlingen immer wieder Debatten um das Bundesasylzentrum (BAZ) gegeben. Anwohner haben einen Brief geschrieben, in dem sie von Krawallen, Gewalttätigkeiten, Müll und mehr berichten. Das Staatssekretariat für Migration (SEM) sieht die Sicherheit in Kreuzlingen allerdings genauso wenig gefährdet wie die Kantonspolizei Thurgau.
In einer Medienmitteilung der Stadt Kreuzlingen von Mitte September heisst es: «Die Sicherheitsorgane arbeiten gut zusammen. Ein lokales Sicherheitsproblem am See besteht ihrer Ansicht nach nicht.»
Politik macht Druck
Stadtpräsident Niederberger schreibt in seinem Brief an Bundesrat Beat Jans: «Die weltpolitische Lage mit ihren Polykrisen hat das Sicherheitsempfinden vieler Bürgerinnen und Bürger drastisch verändert. Dazu beigetragen haben auch lokale Ereignisse.»
Der Bund ist gewillt, seinen Beitrag für eine Lösung zu leisten.
Die Zunahme der Delikte, in die gemäss Kantonspolizei Thurgau Personen insbesondere aus Nordafrika involviert seien, beunruhigten. Teile der Bevölkerung fühlten sich in ihrer Stadt nicht mehr so sicher wie früher. Auch auf politischer Ebene schlägt sich diese Zunahme von Delikten in zahlreichen parlamentarischen Vorstössen nieder.
So wird beispielsweise vom Stadtrat gefordert, die «Kriminalität in Kreuzlingen zu senken» oder das «Bundesasylzentrum Kreuzlingen zu schliessen». Um die Sicherheit der Bevölkerung zu erhöhen, wird demnächst das Postulat «Heimwegtelefon für die Stadt Kreuzlingen» umgesetzt.
Stadtpräsident: «konstruktives» Gespräch
Die Anliegen würden sehr ernst genommen, sagte Bundesrat Beat Jans am Montag vor Ort in Kreuzlingen gegenüber SRF News. Bereits seien zusätzlich Patrouillen für mehr Beruhigung durch das SEM aufgeboten: «Der Bund ist gewillt, seinen Beitrag für eine Lösung zu leisten.»
Das subjektive Sicherheitsempfinden der Bevölkerung zähle auch und darum sei eine gute Zusammenarbeit zwischen Bundesasylzentren, den Gemeinden und den lokalen Strafverfolgungsbehörden wichtig.
Entsprechend ordnet Stadtpräsident Thomas Niederberger das Gespräch mit Bundesrat Jans hinter verschlossenen Türen als «konstruktiv» ein. Für ihn sei der bundesrätliche Besuch «mehr als eine Geste» gewesen und habe jetzt konkrete Ergebnisse gebracht. Unter anderem würden die Sicherheitspatrouillen beim Asylzentrum erhöht.