Reichen die vom Bundesrat vorgeschlagenen Massnahmen? Das ist zweifelhaft, denn die vorgeschlagenen Verschärfungen kommen spät. Die Fallzahlen steigen im Schweizer Durchschnitt seit einigen Tagen wieder an – und das von einem sehr hohen Niveau aus. Der Blick nach Deutschland zeigt: Noch schärfere Massnahmen, die schon dort vor Wochen eingeführt wurden, haben nicht ausgereicht, um die Ausbreitung der Infektionsketten genügend zu unterbinden.
Wieso kommen die Verschärfungen zu spät? Schon seit Wochen sinken die neuen Fallzahlen im Schweizer Durchschnitt immer langsamer, man konnte sehen, dass die derzeitigen Massnahmen nicht ausreichen. Weil es jeweils bis zu zwei Wochen dauert, bis sich neue Massnahmen auf die Fallzahlen auswirken, rennen wird dem Virus also bereits wieder hinterher. Offensichtlich ist es im Winter viel schwieriger, das Virus im Griff zu behalten. Deshalb braucht es strengere Massnahmen als im Sommer.
Was kann die Zahlen schnell herunterbringen? Alles, was die sozialen Kontakte deutlich senkt. Dazu gehört etwa die Homeoffice-Pflicht, wo das möglich ist. Auch Schliessungen von Restaurants wirken, das zeigt die Fallzahlen-Entwicklung in der Westschweiz. Obergrenzen für private Treffen sind notwendig – allerdings müssen sich die Leute auch daran halten. Zusammengefasst: Wir alle müssen die Schutzmassnahmen endlich wieder ernster nehmen.
Ist der Schweizer Sonderweg gescheitert? Der Bundesrat scheint trotz allem daran festhalten zu wollen. Auch die jetzt vorgeschlagenen Massnahmen gehen weniger weit als jene in anderen Ländern. Doch der Weg ist riskant und er fordert einen hohen Preis: Seit Wochen sterben in der Schweiz jeden Tag 80 bis 100 Personen an Covid-19. Wenn es jetzt nicht gelingt, die Fallzahlen rasch zu senken, wird die Situation bedrohlich.