Worum geht es? Der grösste Schweizer Stromkonzern, die Axpo, will bis 2030 neue Solaranlagen mit einer Leistung von 1200 Megawatt installieren. Das entspricht dem Stromverbrauch von rund 300'000 Haushalten. Die Axpo will die Solarenergie im Mittelland und in den Alpen ausbauen.
Wie viele Anlagen sind geplant? In den Alpen sollen in einer ersten Phase bis zu zehn grosse Solarparks entstehen, die vor allem im Winter viel Strom liefern. Weiter seien pro Jahr rund 600 kleinere und mittlere Dachanlagen geplant, sagt Axpo-Chef Christoph Brand.
Wo sind die alpinen Anlagen geplant? Die Axpo hat bislang zehn Standorte für alpine Anlagen ausfindig gemacht. Weitere sollen dazu kommen. Die meisten Projekte befinden sich allerdings erst in einer sehr frühen Entwicklungsphase. Konkret geplant ist eine Alpinanlage im Kanton Graubünden in einem Seitental der Surselva beim Stausee Nalps. Ein erster Teil der Anlage soll – Stand heute – im Herbst 2025 ans Netz gehen.
Wie gross ist das Nalps-Projekt im Vergleich zum Axpo-Engagement im Ausland? Im Vergleich zum Ausland ist diese Anlage winzig. Im Ausland hat die Axpo aktuell Solaranlagen mit einer Leistung von 200 Megawatt installiert. Die Anlage Nalps in den Bündner Bergen hätte einen Umfang von zehn Megawatt. Es bräuchte 20 solcher Anlagen, um auf die gleiche Menge wie im Ausland zu kommen.
Sind weitere alpine Solarprojekte geplant? Auch andere Energiekonzerne haben bereits Projekte präsentiert oder für die kommenden Wochen angekündigt. Diese Aufbruchstimmung hat auch damit zu tun, dass die Politik solche alpinen Solaranlagen mittels einer Solaroffensive fördern will. So sollen bis zu 60 Prozent der Investitionskosten durch die öffentliche Hand getragen werden. Die meisten Projekte sind bisher nur Ideen auf dem Papier. Ein bewilligungsfähiges Projekt wurde bislang nirgends eingereicht. Am weitesten fortgeschritten ist das Projekt «Gondosolar» im Wallis.
Welche Schwierigkeiten sind zu erwarten? In hochalpinen Gebieten sind die Zeitfenster für den Bau saisonal bedingt sehr klein. Zudem müssen alle Komponenten vorhanden sein. Politisch gesehen sorgt die Solaroffensive für Druck; die Subventionen und einfachere Bewilligungsverfahren gelten befristet für drei Jahre. Die Solaroffensive gilt zudem nur, bis Anlagen mit einer Stromproduktion von zwei Terawattstunden gebaut sind. Dieser Zeitdruck dürfte nicht zwingend den besten Projekten zum Durchbruch verhelfen.
Was sagen Naturschützer zu den Projekten? Die Umweltschutzorganisationen betrachteten diese Solaroffensive der Axpo sehr kritisch, erklärt SRF-Wirtschaftsredaktor Matthias Heim. Sie sähen viele Sparmöglichkeiten und jede Kilowattstunde, die nicht verbraucht wird, müsse auch nicht produziert werden. Bei den einzelnen Projekten komme es stark darauf an, wie und wo sie gebaut werden. Die Skepsis bei Vorhaben in unberührter Natur sei viel grösser, als wenn Solaranlagen in bereits erschlossenen Gebieten gebaut werden, beispielsweise in einem Skigebiet.