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Uwe E. Jocham: «Die finanzielle Situation ist frustrierend»
Aus Tagesgespräch vom 16.02.2023. Bild: Keystone
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Spitäler der Insel-Gruppe Spitaldirektor: Für bessere Arbeitsbedingungen fehlt das Geld

Nach Corona sorgt die Inflation für Defizite bei der Insel-Gruppe. Für Direktionspräsident Uwe E. Jocham eine frustrierende Situation. Er sieht keinen Spielraum, um die Forderungen des Pflegepersonals zu erfüllen.

Kürzere Arbeitszeiten, höhere Löhne: Diese Massnahmen sind richtig und wichtig. Das findet Uwe E. Jocham, der Direktionspräsident der Insel-Gruppe, dem grössten medizinischen Versorgungssystem der Schweiz. Realistisch sind sie aber nicht, denn seit Corona schreiben die Spitäler Defizite. Die Folgen dieser finanziellen Schieflage sind gross.

Bereits in der ersten Hälfte des letzten Jahres schreibt die Insel-Gruppe über 20 Millionen Franken Verluste. Die Jahreszahlen 2022 veröffentlicht die Inselgruppe erst im März: Doch die Situation hat sich in den letzten Monaten noch verschlimmert, wie Direktionspräsident Uwe E. Jocham sagt.

Die Ausfälle sind vergleichbar mit dem Corona-Jahr 2020: Damals schrieb die Insel-Gruppe 70 Millionen Franken Verluste. 50 Millionen davon beglich der Kanton Bern aus dem Corona-Schutzschirm. «In ähnlicher Dimension sind nun die Ertragsminderungen 2022», sagt Jocham.

Forderungen sind unrealistisch

Kürzere Arbeitszeiten und einen höheren Lohn: Die Verbesserungen, die mit der zweiten Etappe der Pflegeinitiative erreicht werden soll, kann die Insel-Gruppe so nicht stemmen. «Wenn wir keinen höheren Preis für unsere Leistungen erhalten, können wir keine höheren Saläre zahlen», sagt Jocham.

«Ich muss sagen, in meiner ganzen Berufslaufbahn bin ich selten einer so frustrierenden Situation entgegengestanden. Vor Mitarbeiter stehen zu müssen, zu erläutern, dass wir die Forderungen nicht erfüllen können, ist extrem frustrierend. Ich wäre froh, wir hätten einen fairen Preis für unsere Leistungen. Das ist nicht der Fall. Und das tut mir persönlich weh.»

Spitaltarife im Sinkflug

Der Spitalverband H+ spricht davon, dass die Leistungen in den Spitälern mit den aktuellen Tarifen im ambulanten Bereich bis zu 30 Prozent, im stationären Bereich bis zu 10 Prozent nicht finanziert sind. «In den letzten zehn Jahren sind die Tarife Jahr für Jahr gesunken. Für das laufende Jahr wird von den Tarifpartnern wieder eine Senkung verlangt», sagt Jocham.

Der Spitalverband fordert dagegen 5 Prozent höhere Tarife. «Ein Signal in die richtige Richtung. Die Differenz zwischen den aktuellen Kosten und den Tarifen, die wir heute haben, ist grösser», sagt Jocham.

Sparrunden sind verpufft

Die Insel-Gruppe reagierte vor Corona mit finanziell erfolgreichen Sparrunden. In den Jahren 2018 und 2019 wurden 180 Stellen gestrichen. «Dies führt dazu, dass der Druck immer mehr steigt. Wenn sie heute unsere Mitarbeitenden befragen, dann hören sie, dass die Last immer grösser wird, dass sich Menschen dagegen entscheiden, diesen Beruf weiter auszuüben», sagt Jocham.

Der Personalengpass wird immer akuter, ist Jocham überzeugt. Mit gravierenden Folgen: «Es wird eine Auswirkung auf die Qualität haben. Wir müssen mit Einschnitten rechnen, mit weniger Angeboten.» Ob Spitäler mehr Geld erhalten, bezweifelt Jocham. Denn punkto Krankenkassenprämien und öffentlichen Geldern «gibt es Limitationen, was für die Gesellschaft tragbar ist.»

Rendez-vous, 16.02.2023, 12:30 Uhr

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