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Spital in Turbulenzen Kispi-Direktor geht – das sind die Gründe

Das finanziell angeschlagene Zürcher Kinderspital muss einen neuen Chef oder eine neue Chefin suchen.

Es ist noch nicht einmal eine Woche her, seit der Kanton Zürich dem Kinderspital (Kispi) eine weitere Finanzspritze in Höhe von 25 Millionen Franken zugesichert hat. Das Kispi steckt in finanziellen Schwierigkeiten. Bereits im letzten Jahr hat der Kanton Zürich dem Kispi mit 135 Millionen Franken unter die Arme gegriffen.

Kanton Zürich verstärkt Aufsicht

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«Die Finanzlage des Kinderspitals ist kritisch», sagt die Zürcher Gesundheitsdirektorin Natalie Rickli ziemlich deutlich vor knapp einer Woche. Das Spital brauche die 25 Millionen, um den Betrieb aufrechtzuerhalten.

Doch will die Kantonsregierung das Geld nicht einfach so geben – sie erwartet im Gegenzug, dass das Spital «auf einen finanziell nachhaltigen Pfad» komme, ohne weitere Finanzhilfen des Kantons. Heisst: Die Steuerzahlenden sollen dem Kinderspital nicht mehr zu Hilfe eilen müssen, wie es die Gesundheitsdirektorin ausdrückt.

Zu diesem Zweck wird der Kanton Zürich neu zwei Vertreter im Stiftungsrat der Eleonorenstiftung installieren. Die Eleonorenstiftung ist die Trägerin des privat betriebenen Kinderspitals.

Ausgerechnet in diesen schwierigen Zeiten verlässt der Direktor das angeschlagene Spital. CEO Georg Schäppi gibt die Leitung Anfang Juli ab und übernimmt die neu geschaffene Funktion des CEO des Medizincampus in Davos. Auf Anfrage sagt Schäppi, er sei berufen worden: «Das ist eine grosse Chance für mich. Deshalb habe ich mich zu diesem Schritt entschieden.»

Georg Schäppi gibt Journalisten Auskunft
Legende: Seit Beginn seiner Tätigkeit hat Georg Schäppi die Planung und den Umzug des neuen Kinderspitals und des Forschungs-und Lehrgebäudes in der Lengg verantwortet. Keystone/Gaetan Bally

Der Entscheid, das Kispi zu verlassen, sei ihm aber sehr schwergefallen. Georg Schäppi leitete das grösste Kinderspital der Schweiz mit rund 3000 Mitarbeitenden seit fünf Jahren.

Schäppi verantwortete Kispi-Umzug

Martin Vollenwyder, Präsident der Eleonorenstiftung, zeigt Verständnis für Schäppis Entscheid, bedauert seinen Abgang aber. Georg Schäppi habe das Kispi als Spital der Zukunft positioniert: «Er musste das Kispi von der Steinzeit in die Moderne führen.»

Empfang Kinderspital Zürich
Legende: Das Kinderspital wurde im vergangenen April vom Kanton Zürich vor der Zahlungsunfähigkeit gerettet. Keystone/Ennio Leanza

Das Kinderspital Zürich zog Ende 2024 nach 150 Jahren aus der Stadtmitte in einen modernen Neubau. Das Gebäude der Stararchitekten Herzog und de Meuron war deutlich teurer als zuerst angenommen. Am Ende steigen die Kosten auf 761 Millionen Franken. Es ist einer der Hauptgründe, weshalb das Kinderspital in finanzielle Schwierigkeiten kam. Kommt da ein Führungswechsel nicht zu einem ungünstigen Zeitpunkt?

Ein Unternehmen zu verlassen, sei immer schwierig, sagt Schäppi. Den richtigen Zeitpunkt gebe es wohl nicht. Der Umzug in den Kispi-Neubau sei jetzt aber abgeschlossen. «Und die Finanzlage befindet sich in der Stabilisierung.» Die Eleonorenstiftung, der Trägerin des Zürcher Kinderspitals, muss jetzt einen neuen Chef oder eine neue Chefin finden.

Bereits diese Woche soll die Suche losgehen, sagt Präsident Martin Vollenwyder. Für die Nachfolge sei er zuversichtlich: «Ich bin überzeugt, dass es einige Interessentinnen und Interessenten gibt, die das modernste Kinderspital Europas führen wollen.»

Regionaljournal Zürich Schaffhausen 29.1.2025, 08:31 Uhr ; 

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