Die Spitallandschaft im Kanton Bern hat sich in den vergangenen 25 Jahren stark gewandelt. Gab es in den 1990er-Jahren noch 29 öffentliche Spitäler, existieren heute nur noch deren 13.
Was ist passiert? Eine Spurensuche in drei Teilen.
1. Die Spitäler
Beginnen wir mit der Frage: Warum hat es vor 25 Jahren überhaupt so viele Spitäler gegeben? Der Grund war der Bauboom nach dem Zweiten Weltkrieg. Spitäler galten als Zeichen für Wohlstand. Doch mit der Zeit zeigte sich: Es gibt zu wenig Patientinnen und Patienten für die vielen Spitäler. Und: Die Kosten steigen.
Bis 2007 war der Kanton für die Spitalplanung zuständig. Dann wurden die öffentlichen Spitäler in sieben regionale Gruppen unterteilt, die als eigenständige Aktiengesellschaften funktionierten. Fortan sollten sie untereinander ausmachen, welches Spital welche Behandlungen übernimmt.
Aber das neue Modell schaffte kein Miteinander, sondern Konkurrenz. Darum begannen die Spitäler zu investieren: in neue Techniken, Sanierungen und Neubauten. Aber: Weitere Spitalschliessungen konnten nicht vermieden werden.
2. Das Geld
Lange Zeit spielte Geld für die öffentlichen Spitäler keine Rolle: Für Defizite und Investitionen kam der Kanton auf. Doch dann, in den 1990ern, stiegen die Kosten stark an, weil viele Spitäler sanierungsbedürftig und die Löhne gestiegen waren.
Mit Spitalschliessungen versuchte der Kanton, die Kosten zu senken – ohne Erfolg. Annamaria Müller, Beraterin im Gesundheitswesen, erklärt: «Sparen im Gesundheitswesen bedeutet nicht, dass man weniger ausgibt, sondern den Kostenanstieg bremst.»
2012 wurde das Prinzip der Fallpauschale eingeführt: Der Kanton bezahlte fortan eine Pauschale pro Behandlungsfall. Dafür kam er nicht mehr für Defizite und Investitionen auf. Nicht alle Spitäler schafften diesen Wechsel, sie mussten ihre Angebote verkleinern und Abteilungen schliessen. Annamaria Müller, damals Leiterin des Spitalamts Bern, bekam dies zu spüren: «Ich wurde eine Zeit lang als Mörderin der Landspitäler durch die Zeitungen geschleppt, aber letzten Endes konnte ich nicht viel machen.»
Heute ist Geld wieder zentral: Viele Spitäler schreiben Defizite, nicht nur im Kanton Bern. Hohe Energiepreise, teure Medikamente und Behandlungen machen den Spitälern zu schaffen.
3. Die Politik
Spitalschliessungen, um Kosten zu senken – das ist heute kein Thema mehr. Der Berner Gesundheitsdirektor Pierre Alain Schnegg (SVP) sagt: «Eine Schliessung würde zu einer Versorgungsproblematik führen.» Doch er fordert, dass die Spitäler ihre Angebote besser bündeln und sich besser absprechen sollen.
Eine weitere Forderung: Mehr ambulant operieren, sodass die Leute rasch nach Hause können. Nur so werde der Fachkräftemangel ausgeglichen. Ausserdem wird in der Schweiz die Hospitalisation zu Hause getestet.
Bleibt die Frage: Welche Spitäler überleben?
«Auf die Organisation und das Netzwerk kommt es an», sagt Gesundheitsdirektor Pierre Alain Schnegg. Für Annamaria Müller, Beraterin im Gesundheitswesen, ist die entscheidende Frage: In welchem Spital wird die beste Qualität vermutet? «Das sind grosse Privatspitalketten, Unispitäler und Zentrumsspitäler – dann kommt nichts mehr.»
16 öffentliche Spitäler mussten im Kanton Bern in den vergangenen 25 Jahren schliessen. Und der Wandel in der Spitallandschaft geht weiter. Das Geld und die Politik geben das Tempo vor.