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Zweckoptimismus am Weltwirtschaftsforum in Davos
Aus Tagesschau vom 17.01.2024.
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Spitzentreffen in Davos Das WEF könnte Opfer des eigenen Erfolgs werden

Westliche Handelsschiffe unter Beschuss im Roten Meer, eine explosive Situation im Nahen Osten und der anhaltende Krieg in der Ukraine. Das diesjährige WEF ist vor allem von drängenden, geopolitischen Fragen und den möglichen Auswirkungen für die Weltwirtschaft geprägt.

Mit Blick auf den Nahen Osten waren fast alle involvierten Mächte mit hochkarätigen Delegationen vor Ort: Israel, Iran, die Golfstaaten, die USA. In der Öffentlichkeit traten sie je für sich auf. Es wäre wohl auch vermessen gewesen zu erwarten, dass es in Davos auf der grossen Bühne zu einem Handschlag zwischen den verfeindeten Parteien kommt.

Selenski nutzt WEF als Bühne

Wie genau die Akteure das WEF zu bilateralen Treffen hinter den Kulissen genutzt haben, ist unklar. Dass Gespräche stattfanden, ist zu hoffen. Sollte sich rückblickend zeigen, dass dem tatsächlich so war und sich deshalb die Situation im Nahen Osten zeitnah entschärfen sollte, wäre das ein grosser Erfolg fürs WEF. Das würde auch seinem Ziel entsprechen, den Zustand der Welt zu verbessern.

Ähnlich fällt die Bilanz zum Krieg in der Ukraine aus: Der physische Auftritt des ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski hat viel Aufmerksamkeit erhalten. Das ist wichtig für die Ukraine. Der Krieg droht – angesichts der jüngsten Spannungen im Nahen Osten – international in den Hintergrund zu rücken. Deshalb hat Selenski die Bühne in Davos für einen eindringlichen Appell für sein Land genutzt: Mehr und schlagkräftigere Waffen und zusätzliches Geld kämen nicht nur der Ukraine zugute, sondern letztlich ganz Europa. Jedoch wird sich auch da erst noch zeigen müssen, welche zählbaren Resultate Selenski aus den unzähligen Treffen mit Politikerinnen und Wirtschaftsführern mit in die Ukraine nimmt.

Wirtschaftsthemen im Hintergrund

Genau dieser persönliche Austausch der Teilnehmenden ist nicht nur das Alleinstellungsmerkmal des Forums, sondern auch seine wichtigste Funktion: Das WEF ist eine Plattform für persönliche Kontakte. Weil sich – gefühlt – die «ganze» Welt im Wintersportort trifft, lassen sich für alle Beteiligten äusserst effizient Gespräche führen. Ohne grosse Reisen oder wacklige Videokonferenzen. Klassische Wirtschaftsthemen wie die Inflation standen für einmal weniger im Vordergrund. Dafür umso mehr die neuesten Entwicklungen im technologischen Bereich: die Künstliche Intelligenz.

Allerdings muss das Forum aufpassen, dass es nicht Opfer des eigenen Erfolgs wird. Im Gegensatz zu virtuellen Plattformen, die umso attraktiver werden, je mehr Teilnehmende sie haben, droht beim WEF genau das Gegenteil zu passieren: Der Anlass läuft Gefahr, vom ausufernden Drumherum erdrückt zu werden. Die Auswüchse bei den Preisen, beim Verkehr, beim Verschleiss an Ressourcen passt so gar nicht zum eigenen Anspruch einer besseren Welt.

Matthias Heim

Wirtschaftsredaktor

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Matthias Heim hat Wirtschaftsgeschichte studiert. Seit 2007 arbeitet er für Radio SRF, seit 2016 ist er Wirtschaftsredaktor. Seine Spezialgebiete sind Aviatik, Tourismus, Verkehr, Detailhandel und Energie.

Tagesschau, 16.01.2024, 19:30 Uhr

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