- Für den SRG-Wahlbarometer werden Wählerinnen und Wähler jeweils gefragt, welche Bundesrätinnen und Bundesräte sie besonders einflussreich und sympathisch finden.
- Bundespräsident Alain Berset (SP) wird noch immer als die mächtigste Person im Bundesrat wahrgenommen. In Sachen Sympathie scheiden sich bei ihm die Geister.
- Die neue SP-Justizministerin Elisabeth Baume-Schneider gilt als sehr sympathisch, aber als wenig einflussreich.
Bundespräsident Alain Berset trotzt den unbequemen Schlagzeilen: Er geniesst immer noch ein positives Image bei den Wählerinnen und Wählern, wie die aktuelle Wahlbarometer-Umfrage zeigt. In Sachen Beliebtheit hat Berset zwar einen Rang verloren, nach wie vor gilt er aber als die mächtigste Person in der Landesregierung.
Der SP-Gesundheitsminister galt bereits vor der Corona-Pandemie als besonders einflussreich, er konnte seine Position aber noch einmal ausbauen: 70 Prozent der Befragten sind zurzeit der Meinung, dass Alain Berset im Bundesrat viel Einfluss hat.
«Spätestens seit der Pandemie wird Alain Berset eine sehr starke Position zugeschrieben, nicht zuletzt, weil er sich trotz verschiedener Aufregungen und Skandale immer gut halten konnte. Das gibt das Image einer starken Figur», sagt Politexperte Michael Hermann, Leiter des Forschungsinstituts Sotomo, welches die Wählerbefragung durchgeführt hat. Die jüngste Aufregung um Bersets Aussagen zum vermeintlichen «Kriegsrausch» in Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg sind dabei aber noch nicht berücksichtigt.
Allerdings ist der Gesundheitsminister nicht mehr ganz so beliebt, wie auch schon, das zeigt sich laut Hermann schon seit letztem Sommer. «Berset ist eine sehr kontrovers beurteilte Person. Viele Leute finden ihn zwar sehr sympathisch, sehr viele Leute aber auch unsympathisch. Berset teilt die Meinungen und polarisiert wie kein anderer im Bundesrat.»
Als zweitmächtigste Person im Bundesrat gilt neu FDP-Finanzministerin Karin Keller-Sutter. Sie hat den ehemaligen SVP-Bundesrat Ueli Maurer nicht nur im Departement, sondern auch im Macht-Ranking abgelöst.
Schwieriger Image-Wechsel
Spannend ist ein Blick auf die Neuen im Bundesrat, auch wenn sie noch nicht viele Gelegenheiten hatten, sich zu präsentieren. SP-Justizministerin Elisabeth Baume-Schneider, die im Dezember 2022 gleichzeitig mit Albert Rösti (SVP) in die Landesregierung gewählt wurde, gilt als jene Person mit am wenigsten Einfluss im Bundesrat. Sie löst damit FDP-Bundesrat Ignazio Cassis als Schlusslicht ab.
Dafür geniesst die SP-Bundesrätin grosse Sympathien: Sie rangiert gleich hinter Verteidigungsministerin Viola Amherd (Mitte), die schon bei der letzten Befragung als die grösste Sympathieträgerin galt. Baume-Schneider hat damit Alain Berset auf den dritten Sympathie-Rang verdrängt.
SVP-Bundesrat Albert Rösti wird als das drittmächtigste Bundesratsmitglied angesehen. Allerdings ist der Abstand zur zweitplatzierten Keller-Sutter gross. Auch in Sachen Sympathie rangiert der neue Verkehrsminister im Mittelfeld.
Das Schlusslicht im Sympathie-Ranking ist wieder Aussenminister Ignazio Cassis. Warum das so ist, und warum ihm wenig Macht im Bundesrat nachgesagt wird, ist auch für Politexperte Hermann ein Rätsel. «Das war bei Ignazio Cassis von Anfang an so», sagt er. «Und wenn man mal ein Image hat, ist es extrem schwierig, dieses wieder loszuwerden.»
Vermutlich habe es damit zu tun, dass Cassis bei seiner Art zu kommunizieren, nicht ganz so dominant und souverän wirke. Man merke ihm an, wenn er unter Druck sei. «Das wirkt sich auf das Image in der Öffentlichkeit aus», so Hermann.