Um den Stau am Gotthard zu umfahren, weichen viele Reisende auf die Kantonsstrasse aus.
Ganz zum Ärger der lokalen Bevölkerung: «Wenn der Gotthardpass wieder offen ist, dann ist die Kantonsstrasse wieder voll», sagt die Gemeindepräsidentin von Gurtnellen, Verena Tresch-Arnold.
Dosiersystem reicht betroffenen Gemeinden nicht
Gegen die Ausweitung des Ausweichverkehrs hat der Kanton Uri Massnahmen ergriffen. Diese haben sich letztes Jahr während Auffahrt und Pfingsten bewährt und gelten seit dem 20. März 2024 wieder.
Mitte-Nationalrat Simon Stadler reichen diese kantonalen Massnahmen nicht aus. Der Urner Politiker hat ein Postulat mit weiteren Ideen zur Verkehrssenkung eingereicht. Er fordert unter anderem eine Mautgebühr für den Reiseverkehr an speziell frequentierten Tagen sowie ein Online-Zeitfenster-Ticket für die Tunneldurchfahrt.
Der Bundesrat hat in Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Strassen (Astra) eine Antwort verfasst. Darin lehnt die Landesregierung die beiden Ideen des Urner Nationalrats an.
Einem ganzen Kanton, einem Landesteil und einem Kulturteil eine Maut anzuhängen, das hat der Bundesrat klar abgelehnt.
Astra-Direktor Jürg Röthlisberger sagt dazu: «Für Tickets brauchen wir grosse Parkplätze fürs Organisieren der Menschen, das kennen wir alle von den Fährbetrieben. Das ist nicht zielführend und wir haben die Fläche nicht. Einem ganzen Kanton, einem Landesteil und einem Kulturteil eine Maut anzuhängen, das hat der Bundesrat klar abgelehnt.»
Die Einführung einer Benutzungsgebühr für die Alpenquerungen hätte zwar einen positiven Einfluss auf die Verkehrssituation, so der Bundesrat. Die Maut würde aber dazu führen, dass der Kanton Tessin nur noch über gebührenpflichtige, ganzjährige Strassenverbindungen mit den restlichen Landesteilen verbunden wäre. Aus Gründen des Landeszusammenhalts sei dies nicht angebracht.
Zudem käme die Einführung einer solchen Gebühr einer Abkehr des in der Bundesverfassung verankerten Grundsatzes der gebührenfreien Benützung öffentlicher Strassen gleich und würde eine Verfassungsänderung bedingen.
Bundesrat will Dörfer vor Verkehr schützen
Allerdings hat der Bundesrat weitere Massnahmen gegen den Ausweichverkehr entlang der Autobahnen im Alpenraum beschlossen. So wird er auf der A2 in Richtung Süden temporäre Anschlusssperrungen vertieft analysieren und testen lassen.
Des Weiteren findet der Bundesrat, dass zum Schutz von Dörfern entlang viel befahrener Autobahnen auch Kantonsstrassen angepasst werden sollten. Dies etwa mit Dosierungsanlagen vor den Dorfeinfahrten.
Ein Teil der Lösung könnte ein Ampelsystem vor betroffenen Dörfern sein. Solche Ampeln beim Dorfeingang sollen den Verkehr im Dorf laut Bundesrat beruhigen und zudem für die Reisenden den Weg über die Kantonsstrasse weniger attraktiv machen. Die Navigationssysteme sollten die Ampeln erkennen. Dies soll bewirken, dass der Stau wenigstens auf der Autobahn bleibt.
Das freut den Urner Nationalrat Simon Stadler: «Es ist sinnvoll, die Ausfahrten richtig zu bewirtschaften.» Wenn es gute verkehrsleitende Massnahmen in digitaler Form gäbe, würde er diese sicher unterstützen, so Stadler.
Mit dem Bundesratsbericht ist die Diskussion um Lösungen des Verkehrsproblems am Gotthard lanciert. Für Reisende, die an Auffahrt oder Pfingsten unterwegs sind, müssen die aktuellen Massnahmen jedoch genügen.