Heidi Metzger will nicht jammern. Die Armut sei wohl ihr Schicksal, sagt sie. «Der Tisch ist aus der Brockenstube», erzählt die Rentnerin aus Beckenried (NW). «Das Sofa habe ich für 30 Franken gekauft, den Fernseher geschenkt bekommen.»
In der Wohnung herrscht eine Temperatur von 17 Grad, die Heizung hat Metzger abgestellt: «Leider heizen wir mit Strom.» Sie legt monatlich bereits 100 Franken für die nächste Heizkostenabrechnung beiseite.
Viel Geld, denn Heidi Metzger hat nur eine kleine Rente: Monatlich erhält sie 1301 Franken AHV plus 764 Franken Ergänzungsleistungen. Ihr Leben lang arbeitete die Nidwaldnerin als Verkäuferin oder Kellnerin.
In die Pensionskasse hat sie nur 16 Jahre lang einbezahlt. Denn oft sei sie mit ihrem kleinen Einkommen unter der gesetzlichen Grenze gewesen, um in die Pensionskasse einzahlen zu müssen. Deshalb erhält sie heute nur gut 200 Franken im Monat. Das gibt total ein Einkommen von rund 2300 Franken. Davon muss sie leben.
Nach Abzug aller Kosten wie Miete und Krankenkasse bleiben Heidi Metzger von den 2300 Franken noch knapp 1000 Franken. Davon kauft sie die billigsten Lebensmittel, aber auch mal ein Busbillett, wenn sie zum Arzt muss – oder Schuhe. «Die dürfen nicht mehr als 30 Franken kosten», betont sie.
Viele beziehen keine Ergänzungsleistungen
Frauen sind von Altersarmut überdurchschnittlich betroffen. Dies zeigt eine aktuelle Studie von Pro Senectute. Bei einer Umfrage gaben 14 Prozent der Schweizer Rentnerinnen und Rentner an, über nicht mehr als 2279 Franken im Monat zu verfügen. Ob diese Leute Ergänzungsleistungen beziehen, geht aus der Studie nicht hervor.
Wer von seiner Rente nicht leben kann, hat laut Gesetz Anspruch auf Ergänzungsleistungen. Viele beziehen diese staatlichen Leistungen offenbar aber nicht. «Wir schätzen, dass in der Schweiz bis zu 50 Prozent keine Ergänzungsleistungen beziehen, obwohl sie dazu berechtigt wären», sagt Alexander Widmer, Geschäftsleiter von Pro Senectute.
Die Gründe: Nichtwissen, Scham und das Gefühl, dem Staat nicht auf der Tasche liegen zu wollen. Genaue Zahlen dazu gibt es einzig aus dem Kanton Basel-Stadt. Dort sind es laut einer Untersuchung 29 Prozent, die eigentlich Anspruch auf Ergänzungsleistungen zur AHV hätten, diese aber nicht beziehen. Gesamtschweizerische Zahlen fehlen, die Organisation Pro Senectute Schweiz will dies im kommenden Jahr untersuchen.