Ein «logischer Entscheid» für die CVP: Er verstehe die Entscheidung, sagt CVP-Parteipräsident Gerhard Pfister im Interview mit SRF. «Das ist keine Strategie. Es ist ein Ausweg, der sich abgezeichnet hat. Man will keinen Kandidaten brüskieren.» Pfister glaubt, die FDP-Fraktion sei in einem Dilemma gewesen. Hätte man die Frau vom Ticket genommen, hätte es Kritik gegeben. Ebenso, wenn der Regierungsrat gestrichen worden wäre.
Trotzdem steht für ihn fest, dass der Tessiner Nationalrat Ignazio Cassis weiterhin die Nase vorn hat. «Cassis startet aus einer sehr guten Position.» Er geniesse den grössten Support der SVP-Fraktion und werde auch bei der FDP breit gestützt. Ein Argument für Cassis ist laut Pfister auch sein Herkunftskanton. «Das Tessin hat einen Kandidaten mit dem nötigen Leistungsausweis.» Man werde sich zweimal überlegen, den Anspruch des Tessins auf einen Bundesrat ein weiteres Mal zu ignorieren.
Welchen Kandidaten die CVP zur Wahl empfiehlt, lässt Pfister offen. Das werde man in den Hearings vom 12. September entscheiden. Es sei offen, ob die Fraktion eine Wahlempfehlung abgebe oder ob sie Wahlfreigabe beschliesse. Fest stünde, dass die Partei einen Kandidaten des Dreiertickets wählen werde. «Weitere Kandidaten zu suchen, ist illusorisch.»
Indirekte Wahlempfehlung vom SVP-Präsidenten? Albert Rösti nahm den Entscheid der FDP-Fraktion, mit drei Kandidaten zur Bundesratswahl anzutreten, gelassen zur Kenntnis. Offenbar habe die FDP kein Risiko eingehen wollen, sagte der SVP-Präsident. Dafür habe das Parlament nun eine echte Auswahl, was positiv sei.
Cassis dürfte am 20. September wohl auf zahlreiche Stimmen aus der SVP-Fraktion im Bundeshaus hoffen. Rösti nannte den Tessiner in einem Interview einen «valablen Bundesratskandidaten», während er an Isabelle Moret und Pierre Maudet Kritik übte.
In der «Samstagsrundschau» kritisierte der SVP-Präsident den Genfer Staatsrat Maudet, weil sich dieser für die Abschaffung der Wehrpflicht im Militär ausspricht und zudem im Kanton Genf einer Legalisierung dort lebender Sans-Papiers zum Durchbruch verholfen hatte.
Entscheidend werden laut Rösti nun die Hearings sein. Denn diese stellten jeweils eine spezielle Situation dar, in der sich die Kandidaten unter Umständen in einem neuen Licht zeigten.
Wenig Begeisterung bei der SP: Die SP-Fraktion hat heute Samstag eine erste Diskussion über die anstehende Bundesratswahl geführt. Die Partei wird alle drei Kandidatinnen und Kandidaten zu Hearings einladen.
In der SP-Fraktion war laut Mitteilung wenig Begeisterung zu spüren. «Die FDP gibt mit dieser Auswahl das Bild ab, dass sie sich von Wirtschaftslobbys leiten lässt und in der Aussenpolitik Staatsbesuche mit Business-Trips verwechselt. Bei allen Kandidaten besteht die Gefahr, dass sie im Bundesrat die Interessen der Wirtschaft über jene der Bevölkerung stellen», so SP-Fraktionspräsident Roger Nordmann.
Die Hearings der SP werden in der zweiten Woche der Herbstsession stattfinden. Dann will sich die Fraktion entscheiden, wie sie sich bei der Bundesratswahl verhält.