Ob Kino, Restaurant oder Fitnesscenter – ohne Covid-Zertifikat gibt es keinen Zutritt mehr. Zudem muss man ab Montag selbst ins Portemonnaie greifen, um sich testen zu lassen. Was gratis bleibt, sind die repetitiven Tests in Schulen und Unternehmen. Der Bund schlägt vor, dafür ein Zertifikat auszustellen. Doch die Kantone sind sich uneinig über den Nutzen.
Luzern und Graubünden wollen künftig dem Vorschlag des Bundes nachkommen. So etwa bei der Graubündner Kantonalbank. Dort machen jede Woche ungefähr 500 Mitarbeitende einen Test. Enrico Lardelli, Leiter des Krisenstabs der Bank, ist zufrieden mit dem Entscheid des Kantons. «Einen Nachteil sehe ich nicht.» Am Ende gehe es darum, die Pandemie in den Griff zu bekommen. «Jedes positive Element muss man so anerkennen und nicht immer nach negativen Aspekten suchen.»
Ungerechtigkeiten des Föderalismus
Einen grossen Nachteil aber sieht Heidi Joos, Geschäftsführerin von Avenir 50plus. Sie sagt, es sei ungerecht, dass nur arbeitstätige Personen ein kostenloses Zertifikat erhielten. «Leute, die keine Arbeit haben, Sozialhilfe beziehen oder selbständig sind, kämpfen momentan ums Überleben. Dass ausgerechnet sie ihre Tests selber zahlen müssen, bedeutet für sie einen Ausschluss aus der Gesellschaft und einen Impfzwang.»
Gratis-Zertifikate nach den repetitiven Tests gibt es für Mitarbeitende aber nur, wenn die Kantone mitziehen und den Vorschlag des Bundes umsetzen. Das bedauert der Schweizerische Arbeitgeberverband. Direktor Roland Müller sagt: «Es ist unbefriedigend, wenn man unterschiedliche Massnahmen in den Kantonen hat.» Aber das sei halt so im Föderalismus. Zudem seien einzelne Kantone benachteiligt. «Vor allem grosse Kantone haben in der Umsetzung Kapazitätsprobleme.»
Das Ausstellen von Zertifikaten im Betrieb beziehungsweise der Schule ist nicht nötig. Der Ausweg aus der Pandemie ist eine hohe Impfquote.
Nicht auf das Angebot des Bundes eingehen will beispielsweise der Kanton Zürich. Die Gesundheitsdirektion schreibt auf Anfrage von SRF, das repetitive Testen sei primär eine Schutzmassnahme, mit der Übertragungen verhindert werden sollen. «Das Ausstellen von Zertifikaten im Betrieb beziehungsweise der Schule ist nicht nötig. Der Ausweg aus der Pandemie ist eine hohe Impfquote.»
Zertifikat in Schule und Firma soll andere entlasten
Auch im Kanton Graubünden hat das Impfen Priorität, sagt der Leiter des kantonalen Krisenstabes, Martin Bühler. Trotzdem habe man eine 3G-Strategie. Da zähle auch das Testen, und mit den Gratis-Zertifikaten durch repetitive Tests könne man die andere entlasten, sagt Bühler
«Die Apotheken und Testcenter haben einen grossen Druck, weil sich viele testen lassen wollen. Und gerade für den Winter haben wir das Interesse, dass viele Leute ein Zertifikat erhalten», so Bühler.
Ob eine Kostenpflicht für Tests ausserhalb der Firma und Schule so gerechtfertigt ist, müssen die Kantone selbst entscheiden.