Familie Hänni in Noflen (BE) baut seit 50 Jahren Bio-Gemüse an. 140 Sorten sind es, aber die Knospe tragen sie nicht. Hännis haben sich mit Bio Suisse überworfen: «Bio Suisse ist eine Mogelpackung: Was in der Werbung verkauft wird, ist nicht, was auf den Höfen effektiv passiert. Was im Bio-Landbau eingesetzt werden darf, sind für mich Kampfstoffe gegen die Natur.», sagt Landwirt Bernhard Hänni.
Aus diesem und anderen Gründen sind er und 220 andere Bauernhöfe letztes Jahr bei Bio Suisse ausgestiegen. Dass sich der Verband im Herbst gegen die Trinkwasserinitiative einsetzte, gab für viele den endgültigen Ausschlag. Es gehe nicht auf, dass Bio Suisse die Subventionen für den Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft nicht verbieten wolle, sagt auch Hänni.
An der Realität von Schafzüchtern vorbei
Für andere Landwirte wiederum geht Bio Suisse zu weit mit seinen Richtlinien: Helmut Bitz aus Gampel (VS) ist Schafzüchter. Er dürfte nach Bio-Richtlinien die Schwänze seiner Schafe nicht kupieren. Auf einem Alpbetrieb, auf dem die Tiere wegen des Futters oft Durchfall haben, fast nicht umsetzbar: «Wir müssen kupieren, aus hygienischen Gründen, sonst werden die Tiere krank – wir können nicht täglich 800 Schafe kontrollieren.»
Deshalb überlegt sich auch Bitz einen Austritt aus Bio Suisse, so wie an die 40 andere Schafzüchter aus dem Oberwallis. Doch er hofft noch auf einen Kompromiss mit dem Verband. «Bisher stellt sich Bio Suisse aber quer.»
Neue Mitglieder dank Bio-Boom
Es gibt aber auch die anderen Landwirte, jene, die neu zu Bio Suisse stossen. Zum Beispiel Gfellers aus Wichtrach (BE). Seit 2020 sind sie mit der Knospe zertifiziert.
Generell erlebt die Schweiz einen Bio-Boom. Umsatz und Marktanteil von Biolebensmitteln nehmen kontinuierlich zu, 2021 stieg die Anzahl Betriebe, die nach den Richtlinien von Bio Suisse produzieren, um 94 auf 7216.
Das ist erfreulich für Bio-Suisse-Präsident Urs Brändli – doch die Kündigungswelle macht dem Verband auch zu schaffen.