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Eidgenössische Abstimmungen Stromversorgungsgesetz ist angenommen

  • Das Schlussresultat steht fest: 68.7 Prozent der Stimmberechtigten stimmen für das Stromversorgungsgesetz.
  • Das Gesetz – der sogenannte Mantelerlass – will die Grundlagen schaffen, damit in der Schweiz rasch mehr Strom aus erneuerbaren Energiequellen produziert werden kann.
  • Bundesrat Rösti forderte an einer Pressekonferenz in Bern eine konstruktive Zusammenarbeit aller Akteure.
  • Die Parteipräsidenten zeigten sich zufrieden. Nur einer setzte sich gegen die Vorlage ein.

Stromversorgungsgesetz

Eidg. Vorlage: Gesetz für eine sichere Stromversorgung mit erneuerbaren Energien

  • JA

    68.7%

    1'717'387 Stimmen

  • NEIN

    31.3%

    781'769 Stimmen

Die Schweiz erhält Regeln, um mehr einheimische Energie aus Solar- und Windenergie zu gewinnen, und die Planung von 16 Wasserkraftanlagen wird vereinfacht. Die Stimmberechtigten haben das Stromversorgungsgesetz mit 68.7 Prozent angenommen.

Insgesamt legten gemäss den Ergebnissen aus den Kantonen rund 1'717'400 Stimmende ein Ja ein. Rund 781'800 lehnten die Vorlage ab. Die Stimmbeteiligung lag bei 44.8 Prozent. Die klare Zustimmung zum Stromversorgungsgesetz – oder Energie-Mantelerlass – hatte sich in den Abstimmungsumfragen abgezeichnet.

Bundesrat Rösti fordert enge Zusammenarbeit

In der offiziellen Medienkonferenz im Nachgang der Auszählung nahm SVP-Bundesrat Albert Rösti Stellung zur Annahme. Das Stromgesetz soll im Januar 2025 in Kraft treten, sagte er. «Die Arbeiten sind in vollem Gang», so Rösti.

Das war die Vorlage

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Knapp 53 Prozent des in der Schweiz produzierten Stroms kamen 2022 von Wasserkraftanlagen, gut 36 Prozent von Atomkraftwerken, etwa drei Prozent aus thermischen Kraftwerken und 7.7 Prozent wurden mit verschiedenen erneuerbaren Energien, wie Wind- und Solarkraft, hergestellt.

Das Ziel der Vorlage: Die Schweiz soll mehr Strom aus einheimischen erneuerbaren Quellen gewinnen, die Stromversorgung im Winter stärken und die Abhängigkeit vom Ausland verringern. In geeigneten Gebieten soll es für bestimmte, besonders wichtige Windkraft- und Solarenergieanlagen erleichterte Planungsbedingungen geben.

«Sicher ist, dass Bund, Kantone, Gemeinden und Bevölkerung für die Realisierung dieser Projekte eng zusammenarbeiten und konstruktive Lösungen finden müssen.» Das klare Ergebnis aus allen Kantonen mache ihn aber zuversichtlich, dass die Projekte auch in den kommenden Jahren realisiert würden. «Nur so wird es gelingen, die Versorgung in der Schweiz rasch zu stärken.» Rösti betonte: Auch Klimapolitik fange mit Energiepolitik an.

Parteipräsidenten sind froh um Annahme – mit einer Ausnahme

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Diskussionsteilnehmer und Moderatorin im SRF-Studio.
Legende: Die Klingen kreuzten Marcel Dettling (SVP), Thierry Burkart (FDP), Gerhard Pfister (Mitte) und Cédric Wermuth (SP) (von links nach rechts) in der Gesprächsrunde mit Nathalie Christen (Mitte). SRF

Parallel zur Medienkonferenz diskutierten die Parteipräsidenten von SP, SVP, Mitte und FDP bei Nathalie Christen über die Abstimmungen. Als einziger Parteichef am Tisch setzte sich SVP-Präsident Marcel Dettling gegen das Gesetz ein – im Gegensatz zum eigenen Bundesrat. «Herr Rösti hat den Job für den Bundesrat sehr gut gemacht», so Dettling. Sein grosses Verdienst sei es gewesen, die Wasserkraft in die Vorlage hineinzubringen.

SP-Co-Präsident Cédric Wermuth zeigte sich der Bevölkerung gegenüber dankbar, dass sie die «Koalition der konstruktiven Kräfte» gestützt habe, um beim Ausbau der Erneuerbaren voranzukommen. FDP-Präsident Thierry Burkart wiederholte seinen Vorstoss, künftig auch wieder über neue AKW nachzudenken. «Wir brauchen von allem, und von allem sehr viel, um die Stromversorgung zu sichern.» Mitte-Präsident Gerhard Pfister zeigte sich derweil offen dafür, bestehende AKW länger laufen zu lassen.

Ja in allen Kantonen

Alle Kantonen sagten Ja, am deutlichsten Basel-Stadt mit 76.2 Prozent. Viel Zuspruch erhielt die Vorlage mit 75.2 respektive 73.5 auch aus Genf und der Waadt. Die geringste Unterstützung kam aus dem Kanton Schwyz mit 57 Prozent Ja sowie aus Innerrhoden mit 58.3 Prozent. Zürich sagte mit 72.2 Prozent Ja, Bern mit 70.8 Prozent.

Nein-Gemeinden gab es aber etliche, vorwiegend in ländlichen Regionen. Am wuchtigsten verwarf Mettembert JU den Mantelerlass – mit knapp 79 Prozent Nein. Dahinter folgte Wiliberg AG mit 75.3 Prozent Nein.

Eine Gruppe von Menschen, die in einer Bar jubelt.
Legende: Hocherfreute Gesichter, klatschende und jubelnde Menschen: Die Befürworterinnen und Befürworter des Stromversorgungsgesetzes freuen sich über die deutliche Annahme. Keystone/ANTHONY ANEX

Die Reaktionen

Elias Vogt von der Freien Landschaft Schweiz hatte sich gegen das Stromgesetz eingesetzt, vor allem wegen der Windräder in der Landschaft, mit denen die Energiewende vorangetrieben werden soll. Vogt sprach gegenüber SRF von einer Niederlage für den Natur- und Landschaftsschutz in der Schweiz.

«Ich möchte mich bei der Stimmbevölkerung bedanken», sagte hingegen Michael Frank, Direktor des Verbands Schweizerischer Elektrizitätsunternehmen. «Wir werden alles daransetzen, dass wir diese Projekte jetzt zum Laufen bringen. Wir erwarten aber auch von den Umweltverbänden, dass sie sich mässigen und massvoll mit den Einsprachen umgehen.»

Greenpeace fordert Stilllegung von AKW Beznau

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Nun sei es Zeit, einen Schlussstrich unter die Atomkraft zu ziehen. Das sagt die Umweltorganisation Greenpeace.

Mit dem neuen Stromgesetz und dem avisierten Zubau von zusätzlichen 45 Terawattstunden jährlicher Stromproduktion bis 2050 beschreite die Schweiz endlich den Weg hin zu hundert Prozent erneuerbarer Energieversorgung, teilte Greenpeace mit.

Dank diesem raschen Zubau würden Laufzeitverlängerungen für die bestehenden Atomkraftwerke, der Bau und Betrieb von fossilen Reservekraftwerken oder gar die Diskussionen rund um einen AKW-Neubau obsolet. Jeder Franken, der noch in solche veraltete Technologie investiert werde, sei «reine Geldverschwendung».

Ob die Strompreise nun steigen werden, fragte Bundeshausredaktorin Mirjam Spreiter nach: «Die Strompreise hängen von anderen Sachen ab», sagte Frank. «Je mehr inländische Produktion wir zubauen, umso mehr wird sich das dämpfend auf die Preise auswirken.»

Steigende Stromkosten befürchtet die SVP. Dies sagte SVP-Nationalrat Thomas Knutti gegenüber SRF.

FDP-Nationalrätin Jacqueline de Quattro war gegenteiliger Meinung. Für sie ist die Annahme eine gute Nachricht: «Das Volk hat klar gezeigt, dass es autonomer und weniger abhängig sein will von fossilen Energien.»

Abstimmungsspecial

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Abstimmungsstudio, 09.06.2024, 12 Uhr;kobt

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