Eine repräsentative Umfrage in der Bevölkerung zeigt, dass die Solidarität im Schweizer Gesundheitswesen funktioniert. Auch teure Medikamente sollen für alle offen sein. Die wichtigsten Punkte.
Gesundheitssystem teuer, aber gut
Viele Menschen finden, dass die Gesundheitskosten hoch sind und das Haushaltsbudget belasten, wie die Umfrage zeigt. Auf der anderen Seite wird es wohlwollend beurteilt. Urs Bieri vom Forschungsinstitut GFS Bern sagt dazu: «In der Summe geht die Mehrheit der Bevölkerung davon aus, dass das System zwar teuer ist, aber die gewünschte Leistung erbringt und entsprechend in dieser Form auch beibehalten werden soll.»
Zugang wird gut beurteilt, Romandie kritischer
Die Mehrheit der Schweizer Bevölkerung ist mit der Aussage einverstanden, dass in der Schweiz alle den gleichen Zugang zu Gesundheitsleistungen haben, es also Chancengleichheit gibt.
In der Romandie liegt der Wert allerdings tiefer. Dort sind nur 45 Prozent mit der Aussage einverstanden. Urs Bieri von GFS Bern erklärt die unterschiedlichen Befindlichkeiten auch mit den hohen Krankenkassenprämien: «Die Prämien sind vor allem in Genf und Waadt deutlich höher als in den meisten Deutschschweizer Kantonen. Damit ist auch die Kostensensibilität höher. Man sucht auch deshalb stärker nach Möglichkeiten zu sparen und misstraut vielleicht dem System tatsächlich auch stärker.»
Solidarität hoch, doch einzelne sollen mehr zahlen
Die Schweizer Bevölkerung steht hinter dem Solidaritätsgedanken des Schweizer Gesundheitssystems. Sie kann sich aber durchaus vorstellen, diese etwas aufzuweichen. So sei es am ehesten denkbar, dass Personen mit hohem Einkommen oder grossem Vermögen mehr zahlen müssen. Doch auch Personen mit ungesundem Lebensstil sollen mehr zur Kasse gebeten werden.
Hier wollen die Befragten allerdings jene Gruppen finanziell stärker beanspruchen, zu denen sie selbst nicht gehören. So sagt Urs Bieri von GFS Bern: «Die meisten Menschen haben kein hohes Vermögen, deshalb gibt es dort eine stärkere Verantwortungserwartung. Die meisten Personen gehen von sich selber davon aus, dass sie nicht einen sehr ungesunden Lebensstil haben. Darum gibt es auch dort die Vorstellung, solche Personengruppen könnten sich stärker engagieren.»
Innovative Therapien sollen für alle zugänglich sein
Solidarität funktioniert auch bei neuen, innovativen und daher auch teuren Medikamenten. Die meisten der Befragten finden, dass man in der Schweiz Zugang zu neuen Therapien haben soll. Auch wenn viele Befragte befürchten, dass dadurch Mehrkosten entstehen.
Die Bevölkerung mache da auch keine klare Kosten-Nutzen-Rechnung, so Urs Bieri. Eine Mehrheit will, dass jede Person Zugang zu solchen Therapien hat. Aus Sicht der Bevölkerung gebe es verschiedene Kriterien, die herbeigezogen werden könnten, sagt Bieri: «Der generelle Gesundheitszustand, die verbleibende Lebenserwartung, auch ein hohes Alter, sogar der individuelle Lebensstil sind mögliche Kriterien. Kosten sind es explizit nicht. Für die Mehrheit braucht es mehr Gründe als nur die Kosten, um zu sagen, dass solche Therapien nicht angewandt werden sollen.»