Der Agronom Raphaël Witter steht mitten in einem Maisfeld am Nordrand der Stadt Zürich. Es ist kein normales Feld: mehrere Parzellen sind mit leichten Dächern abgedeckt, mit welchen der Agronom eine zehnwöchige Dürre simuliert hat. Entsprechend kümmerlich sehen die Maisstauden unter den Dächern aus.
Die Feldversuche laufen seit letztem Jahr. Getestet wird, wie sich Dürreperioden, die sich wegen des Klimawandels häufen dürften, auf verschiedene Ackerbausysteme (von biologisch bis konventionell) auswirken. Als Versuchspflanzen wurden neben Mais auch Erbsen der Trockenheit ausgesetzt.
Erste Zwischenresultate zeigen nun, dass bei einer Halbierung der Regenmenge mit Ernteausfällen von 20 bis 30 Prozent zur rechnen ist. Das gelte für alle Anbaumethoden, sagt Agronom Wittwer. Der Ertragsverlust ist also auf Feldern, die stark gedüngt wurden, etwa gleich gross wie auf Biofeldern.
Wittwer sagt, dass Kartoffeln und Zuckerrüben besonders anfällig seien auf lange, sommerliche Trockenphasen. Denn sie brauchen in den heissen Monaten Wasser zum Wachsen. Weniger schwer hätten es dagegen Winterkulturen wie Winterweizen oder Raps. Diese könnten die Wasservorräte nutzen, die sich über den Winter im Boden ansammeln.
Klimawandel bietet auch Chancen
Der Agronom mag nicht schwarzmalen. Er betont, dass sich ein verändertes Klima nicht nur negativ auf den Ackerbau auswirken muss. Steigende Temperaturen und eine höhere CO2-Konzentration würden das Pflanzenwachstum begünstigen. Zudem könnten neue Anbauregionen, vor allem in höheren Lagen, erschlossen werden.
Wittwer vermutet zwar, dass die Schweizer Bauern künftig vermehrt mit Ertragsschwankungen rechnen müssen. Aber er glaubt auch, dass sich die Landwirtschaft den neuen Klimabedingungen mit mehr Trockenperioden anpassen kann.
Eine wichtige Rolle kommt dabei dem Ackerboden zu. Dieser müsse so beschaffen sein, dass er eine grosse Wasserspeicherkapazität habe. Zudem müssten Bauern auf Pflanzenarten ausweichen, die besser mit Trockenheit umgehen könnten, wie etwa die Hirse. Und für den Agronomen ganz wichtig: Die Landwirtschaft müsse sich breiter aufstellen. Denn eine einseitige Produktion sei prinzipiell anfälliger – auch auf Trockenheit.