Von wegen, die Jugend lebt immer gesünder: Das neuste «Suchtpanorama» von Sucht Schweiz zeigt, dass klassische Suchtmittel wie Zigaretten und Alkohol von den Jugendlichen weiterhin rege konsumiert werden. Neuere Produkte wie E-Zigaretten und Snus lösen die klassischen Suchtmittel nicht ab – sie kommen neu dazu.
Vor allem Mädchen konsumieren häufiger E-Zigaretten als noch 2018: 8 Prozent der 15-jährigen Mädchen rauchen sie regelmässig – bei den Jungen sind es 7 Prozent. Markus Meury von Sucht Schweiz sieht eine Erklärung darin, dass bestimmte Einweg-E-Zigaretten spezifisch Jugendliche ansprechen: «Studien zeigen, dass der Hauptgrund für den Konsum die Aromen in allen Farben und Geschmacksrichtungen sind.» Diese seien zum Teil spezifisch auf Mädchen ausgerichtet worden, weshalb der Konsum bei ihnen so stark angestiegen sei.
Doch die E-Zigaretten verdrängen die konventionellen Zigaretten nicht: Nach wie vor 7 Prozent der 15-jährigen Jungen und 6 Prozent der Mädchen rauchen regelmässig konventionelle Zigaretten. Die Daten stammen von einer repräsentativen Befragung im Jahr 2022.
Gefährliches Rauschtrinken
Ebenso beliebt bleibt Alkohol – auch bei Minderjährigen: 43 Prozent der 15-Jährigen haben mindestens einmal innerhalb eines Monats Alkohol getrunken. Problematischer findet Markus Meury jedoch etwas anderes: «Fast ein Viertel der 15-Jährigen gibt an, sich im letzten Monat betrunken zu haben.» Das sei gravierend, gerade weil Alkohol die Todesursache Nummer 1 bei jungen Männern sei. Meury nennt als Beispiele Unfälle oder Alkoholvergiftungen.
Und noch etwas bereitet den Suchtexpertinnen und -experten Sorgen: Bei den 13-Jährigen hat der Konsum von Alkohol und Tabak gar zugenommen. 6 Prozent der 13-Jährigen haben innerhalb eines Monats mindestens einmal geraucht – das ist eine Verdopplung gegenüber 2018.
«Je früher Jugendliche mit dem Konsum von Substanzen anfangen, desto grösser wird das Risiko, dass sie davon abhängig werden.» Der Anstieg bei den 13-Jährigen sei deshalb sehr besorgniserregend. Es müsse dringend sichergestellt werden, dass Minderjährige nicht an Alkohol und Nikotin gelangen, fordert Meury deshalb.