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Weshalb sich der Tabakanbau in der Schweiz noch lohnt
Aus Echo der Zeit vom 01.10.2024. Bild: SRF/Roman Fillinger
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Tabak in der Schweiz Viel Arbeit für Tabakbauern – aber der Erlös ist gut

In der Schweiz gelten seit Oktober strengere Tabak-Werbeverbote. Trotzdem lohnt sich der Tabakanbau für die Bauern.

Lurtigen ist Tabakland. Hier, im Gebiet der Kantone Freiburg, Bern und Waadt wird der Grossteil des Schweizer Tabaks angebaut. Während diese Kulturpflanze in Deutschland oder Österreich praktisch verschwunden ist, leben hierzulande immer noch rund 120 Betriebe vom Tabakanbau.

Neues Tabakgesetz in Kraft

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Legende: Keystone

Ab sofort gelten in der Schweiz neue Regeln zum Tabak. Unter anderem darf jetzt in der ganzen Schweiz Tabak nur noch an Personen verkauft werden, die älter sind als 18 Jahre sind. Ausserdem werden die Regeln für die Tabakwerbung verschärft.

«Hier haben wir fünfmal geerntet», sagt Tabakproduzent Pascal Johner auf einem seiner Tabakfelder. Fünfmal haben er und seine sechs Erntehelfer dieses Jahr von Hand bei jeder einzelnen Pflanze die reifen Blätter abgerissen.

Das sind über 1000 Arbeitsstunden für einen Hektar Tabak – im Gegensatz etwa zu Weizen, bei dem man von vierzig Arbeitsstunden pro Hektar und Jahr ausgeht.

Ein Vielfaches des Weltmarktpreises

Viel Arbeit bedeutet höhere Preise. Und nur mit einem arbeitsintensiven Produkt wie Tabak könne er auf seinen zehn Hektaren genug erwirtschaften, um die fünfköpfige Familie durchzubringen, sagt Johner.

Mann steht auf einem Feld mit Tabakpflanzen.
Legende: Auf zehn Hektaren baut Pascal Johner Tabak an. Damit bringt er seine fünfköpfige Familie gut durch. srf/Roman Fillinger

Nach dem Ernten werden die Blätter der Tabakpflanze getrocknet, nach Qualität sortiert und verpackt. Und wenn er den letzten Tabak ausgeliefert hat, beginnt Johner schon wieder damit, Setzlinge aufzuziehen.

Bauernhof mit Kühen auf einer grünen Wiese vor einem Wald.
Legende: In der 13 Meter hohen Tabakscheune werden die Blätter getrocknet. SRF/Roman Fillinger

Auf dem Hof, zwischen der 13 Meter hohen Tabakscheune und dem geduckten Bauernhaus, öffnet Johner einen seiner sechs Trocknungsöfen: «Wenn der Tabak nicht sorgfältig getrocknet wird, kann er grau werden.»

Schlechter Tabak heisst: Die Einkaufsgenossenschaft für Inlandtabak (Sota) zahlt viel weniger als die maximalen 17.40 Franken pro Kilo getrockneten Tabaks.

2.6 Rappen gehen an Tabakbauer

Die 17.40 Franken für ein Kilo Rohtabak sind ein Vielfaches des Weltmarktpreises. Dabei ist Schweizer Tabak qualitativ nichts Besonderes. Bezahlen kann die Sota den Preis nur, weil sie für jedes Päckchen Zigaretten, das in der Schweiz verkauft wird, 2.6 Rappen erhält – gleich viel wie die Tabakprävention.

Ohne das Geld aus dem Sota-Fonds wäre der Tabakanbau in der Schweiz passé, so wie in Deutschland oder Österreich. «Zum Weltmarktpreis würde der Tabakanbau für uns keinen Sinn machen», sagt Johner, Tabakproduzent in dritter Generation.

Pascal Johner hält Tabakblätter vor einem Tabakschuppen.
Legende: Bis der Tabak von Schweizer Feldern in der Zigarette landet, braucht es viel Arbeit. Und trotz all der Arbeit gilt der Schweizer Tabak als qualitativ nichts besonderes. SRF/Roman Filliinger

Jedes Jahr wird neu festgelegt, wie hoch die Preise sind und wie viel Kilogramm jeder der rund 120 Tabakproduzenten in der Schweiz liefern darf. Diese Menge habe in den letzten Jahren nur wenig geschwankt, sagt Johner.

Hohe Preise unvereinbar mit der Gesundheitspolitik?

Tabakgegnern ist jede dieser Pflanzen ein Dorn im Auge. Sie kritisieren, mit den fixen Preisen und den fixen Abnahmemengen werde in der Schweiz künstlich die Herstellung eines gesundheitsschädlichen Produkts aufrechterhalten. Das sei widersinnig und mit den Zielen der Suchtprävention nicht vereinbar.

Massen von grün-gelben Tabakblättern, die in der Scheune getrocknet werden.
Legende: Während sogenannter Virginiatabak im Ofen gedörrt wird, trocknet Burleytabak an der Luft – in der Tabakscheune. SRF/Roman Fillinger

Tabakproduzent Johner sieht das natürlich anders: «Die Raucher erhalten mit ihrem Konsum Familienbetriebe. Zudem würde sich der Konsum nicht verändern, wenn kein Tabak mehr aus der Schweiz käme.»

Da hat Johner wohl recht. Nur vier Prozent des Tabaks, der hierzulande verarbeitet wird, kommt von Schweizer Äckern. Der Grossteil wird importiert.

Neues Gesetz ohne Folgen für Tabakproduzenten

Das neue Tabakproduktegesetz mit seinen strengeren Werbeverboten macht Johner keine Sorgen. Es sei richtig, Kinder und Jugendliche vor dem Rauchen zu schützen. Konsequenzen für die Tabakproduzenten werde das Gesetz kaum haben.

Solange noch genügend Menschen rauchen und in den Sota-Fonds einzahlen, sieht Johner seine Existenz nicht bedroht.

Echo der Zeit, 1.10.2024, 18:00 Uhr

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