Wo möchte ich einmal ruhen? In einem Sarg auf dem Friedhof? Oder als Asche unter einem Baum? Was macht mich glücklich im Leben? Und was macht mir Angst?
Fragen wie diese diskutiert man nicht eben mal zwischen Tür und Angel. Dafür braucht es Raum und Zeit – und davon gibt es auf dem Rundgang «Leben im Blick – Ende in Sicht» eine Menge. Unterwegs von der Münsterplattform bis zum Generationenhaus, hören Teilnehmende von vergangenen Bräuchen und Ritualen, aber auch von den neusten Bestimmungen rund ums Lebensende.
Sie erfahren, wo man mit dem Velo auf die letzte Reise geht, weshalb Ängste kommen und gehen, wie die Friedhöfe aus der Stadt verschwanden oder wo sich Jung und Alt begegnen und welche Entscheidungen zum guten Leben und Sterben gehören.
Übergang wirft Fragen auf
Der Rundgang ist Teil des Sterbefestivals «endlich.menschlich.» Es wurde vom Verein «StattLand» konzipiert – basierend auf Ideen von Studierenden der Berner Fachhochschule.
Geplant war ein einziger Rundgang. Aber weil die Nachfrage so gross war, wurden bereits deren vier durchgeführt. Weitere sind geplant.
In meinem Alter ist der Tod das nächste grössere Ereignis.
Was lockt die Menschen an? Ein Augenschein auf dem Rundgang zeigt: Die Motivation ist ganz unterschiedlich. Eine Teilnehmerin sagt: «Als Pflegefachfrau begleiten mich die Themen Sterben und Tod seit jeher und ich freue mich auf neue Inputs».
Für eine andere Teilnehmerin steht die eigene Endlichkeit im Fokus: «Mit 83 Jahren muss man sich langsam damit befassen; der Tod ist das nächste grössere Ereignis, zu Hochzeiten wird man ja nicht mehr eingeladen». Und dann ist da auch noch der frischgebackene Pensionär: «Ich befinde mich mitten in einem Übergang von einem berufsaktiven Leben zu einem, das von neuen Fragen geprägt ist, das ist wohl der Auslöser.»
Ins Gespräch kommen
Ziel des Rundgangs ist laut Adrian Willi, Co-Geschäftsleiter des Vereins «StattLand», Wissen möglichst spannend zu vermitteln: «Wir haben den Anspruch, dass auch Historisches darin vorkommt, schauen uns etwa an, wie sich der Umgang mit Angst vom 16. Jahrhundert bis heute verändert hat.» Gleichzeitig wolle man aber auch, dass sich die Teilnehmenden selbst einbringen und untereinander ins Gespräch kommen.
«Der Rundgang soll nicht nur Trauer und Abschied thematisieren, sondern auch lebensbejahend sein», betont Adrian Willi. Darum werden die Teilnehmenden unterwegs gebeten, aufzuschreiben, was sie glücklich macht.
Elisabeth Willen, die den Rundgang leitet, sagt: «Wer mit seinem Leben zufrieden ist, kann am Ende auch besser loslassen.» Auch bei ihr hat der Rundgang etwas ausgelöst. Nämlich zum Zeitpunkt, als sie ihn vorbereitete. «Ich hatte mich zuvor nicht gross mit diesem Thema beschäftigt, mittlerweile denke ich, das eine oder andere hätte ich vielleicht anders gemacht, als meine Eltern gestorben sind.»
Die Teilnehmenden des Rundgangs sind sich am Ende einig: Wer sich mit der Endlichkeit auseinandersetzt, kann danach einfacher über das Sterben und den Tod reden.