Es ist wie in einer anderen Welt. Auf einer eingezäunten Wiese hinter einem kleinen Waldstück stehen meterhohe graue «Pilze». Auf einem Wagen steht eine riesige Spule. Daneben ein grosses Silo. «Alte Science-Fiction-Filme wurden häufig in Hochspannungslaboren gedreht, weil es spacig aussieht», bestätigt Michael Walter den ausserirdischen Eindruck des Areals in Däniken (SO).
Michael Walter ist Geschäftsleiter der Fachkommission für Hochspannungsfragen (FKH). Den meisten dürfte diese kleine Institution mit dem etwas sperrigen Namen unbekannt sein. Dabei ist sie in der Schweiz einzigartig und für die Strombranche essenziell.
Tests von Hochspannungsanlagen
Die Spezialistinnen und Spezialisten der FKH prüfen im Auftrag von Firmen oder Elektrizitätswerken alles, was mit Hochspannung zu tun hat. «Transformatoren, Schaltanlagen, Kabel, Generatoren oder auch Hochspannungsleitungen, bei denen wir prüfen, ob die Erdung richtig gemacht wurde und die Berührungssicherheit gegeben ist,» zählt Michael Walter einige Aufgabengebiete auf.
Weiter schauen die Spezialisten auch, ob ein Areal bei Gewittern sicher ist. So überprüften sie das Blitzschutz- und Erdungskonzept des Eidgenössischen Schwingfests in Pratteln 2022.
Die Arbeit der 22 Angestellten der Fachkommission ist für Laien nur schwer verständlich. Im Kern prüfen sie, ob Hochspannungsanlagen sicher und auf Jahrzehnte hinaus fehlerfrei funktionieren, auch wenn einmal der Blitz einschlagen sollte.
Die meiste Arbeit fällt dabei vor Ort an, bevor neue Transformatoren oder Hochspannungsleitungen in Betrieb gehen. Prüfungen sind zwar nicht vorgeschrieben, doch weil die Anlagen 40 Jahre in Betrieb sein sollen, werden sie freiwillig durchgeführt. Dabei kommt der Fachkommission eine einzigartige Rolle zu.
Simulation von Blitzeinschlägen
Die verschiedenen Tests verlangen eine spezielle Ausrüstung, die jeweils zu den Prüfstandorten gefahren wird. Für Elektrizitätsversorger lohnt sich eine Anschaffung oft nicht, sodass die Fachkommission für Hochspannungsfragen viele Geräte als einzige in der Schweiz besitzt. Zum Beispiel hat sie als einzige eine Anlage, die vor Ort Blitzeinschläge simulieren kann.
Die Fachkommission ist als Verein organisiert. Dies sei wichtig, weil die Angestellten dadurch unabhängig arbeiten könnten, betont Geschäftsleiter Michael Walter. Denn finden die Expertinnen einen Fehler, können Prüfungen auch mal zwei Wochen lang dauern. Eine kostspielige Angelegenheit für Kabelhersteller oder Elektrizitätsversorger.
«Dann müssen wir sehr genau messen und das können wir nur, wenn wir nicht unter Zeitdruck sind. Da hilft die Unabhängigkeit, da wir nicht andere Interessen haben», erklärt Walter. Das gilt auch, wenn der Fehler einmal gefunden ist. Denn die Experten sehen meist, wo der Fehler lag und wer dafür verantwortlich ist.
Die Suche nach dem Ursprung eines Fehlers sei anspruchsvoll, sagt Michael Walter. «Das kann ein kleines Luftbläschen im Isolator sein, oder ein Millimeter grosses Metallpartikel, das vom Herstellungsprozess darin verblieben oder durch unsorgfältiges Arbeiten vor Ort hineingeraten ist.»
Aber auch solch kleine Störfaktoren können dazu führen, dass es bei einem Blitzeinschlag zu Schäden an der Anlage und damit zu einem Stromausfall kommt. Etwas, das durch die Prüfung der Fachkommission für Hochspannungsfragen möglichst ausgeschlossen werden soll.