Nach dem Sommer hat die Pilzsaison mit Verspätung doch noch begonnen. Steinpilze oder Maronenröhrlinge werden gesammelt und landen in der Pfanne. Es sind auch viele Neulinge am Sammeln. Pilzlen ist in.
Wenn nach dem Genuss eines Pilzgerichts aber der Bauch schmerzt, kann man es schnell mit der Angst zu tun bekommen. Was, wenn ein giftiger Pilz im Essen war?
In solchen Fällen hilft die Notrufnummer 145. Die Stiftung Tox Info Suisse gibt Auskunft bei möglichen Vergiftungsfällen. Jährlich gebe es rund 40'000 Anfragen, sagt die leitende Ärztin Cornelia Reichert. Davon seien aber nur etwa 650 Fälle mit Pilzen.
Was nach den Anfragen geschieht, weiss man bei Tox Info oft nicht. Rückmeldungen über schwere oder sogar tödliche Pilzvergiftungen habe es in den letzten Jahren nicht gegeben.
Nicht korbweise Giftpilze
Auch die Spitäler in der Region Aargau/Solothurn haben keine konkreten Auswertungen zu Pilzvergiftungen – wahrscheinlich, weil es zu wenig Fälle gibt. Das legt die Auskunft des Kantonsspitals Aarau nahe: Meistens würden sich Verdachtsfälle als Magen-Darm-Infekte herausstellen.
Trotzdem: Selbst gesammelte Pilze essen, bei denen man sich nicht sicher ist, ist eine schlechte Idee. In den meisten Gemeinden gibt es Stellen, bei denen die Wohnbevölkerung gesammelte Pilze kontrollieren lassen kann. «Es geht dabei um Menschenleben. Darum mache ich es mit Herzblut», sagt Manfred Siegenthaler. Er begutachtet die Pilze für Gemeinden rund um die Stadt Solothurn.
Bis zu 30 Kontrollen macht Siegenthaler aktuell pro Tag. Auch dieses Jahr habe er einige giftige Pilze aussortiert – darunter einen tödlichen Grünen Knollenblätterpilz. Ähnliche Erfahrungen macht auch Ruth Bänziger, die in Schaffhausen Pilze kontrolliert. Erst kürzlich sortierte sie einen Knollenblätterpilz aus. «Die Frau hatte keine Ahnung und wollte nur schöne Pilze sammeln.» Kontrolleur Siegenthaler meint aber: «Giftpilze kommen nicht korbweise. Es sind Einzelstücke.»
Achtung beim Wiesenchampignon
Letztes Jahr kontrollierten die offiziellen Stellen schweizweit rund 22 Tonnen Pilze. Das zeigt die Statistik der «Vereinigung amtlicher Pilzkontrollorgane der Schweiz». Von den kontrollierten Pilzen waren rund 600 Kilogramm giftig, 52 Kilogramm tödlich.
Besondere Vorsicht ist beim Sammeln des Wiesenchampignons geboten. Dieser kann leicht mit dem bereits erwähnten Knollenblätterpilz verwechselt werden. «Der Pilz macht die Leber kaputt. Wenn dies nicht behandelt wird, braucht man eine neue Leber. Man ist auf ein Spenderorgan angewiesen», erklärt Cornelia Reichert von Tox Info.
Behandlung vor definitivem Nachweis
90 Prozent aller schweren oder tödlichen Pilzvergiftungen sind auf den Grünen Knollenblätterpilz zurückzuführen. Es gibt ein Gegenmittel, dieses kann aber laut Tox Info bis mindestens Mitte November nicht geliefert werden.
Das Problem laut Cornelia Reichert: «Häufig essen die Leute Pilze, kriegen Bauchschmerzen oder klagen über Übelkeit und werden unsicher. Dann muss man mit der Behandlung beginnen, bevor klar ist, ob die Ursache ein Knollenblätterpilz war.» Was genau gegessen wurden, kann durch eine Analyse des Pilzgerichts eruiert werden. Auch im Urin ist ein Nachweis möglich. Aber: «Bis zum Resultat geht es zwölf bis 24 Stunden. Und so lange kann man nicht mit der Behandlung warten.»
Die gesammelten Pilze Fachpersonen zur Kontrolle vorzulegen, ist deshalb der bessere Weg.