Die Erleichterung bei der Aids-Hilfe Schweiz und dem Schwulen-Dachverband Pink Cross war gross, als der Bundesrat Ende August beschlossen hatte, 40'000 Impfdosen gegen Affenpocken zu besorgen. Denn bisher haben sich vor allem Männer, die Sex mit Männern haben, mit den Affenpocken infiziert.
Noch keine Verträge unterzeichnet
Doch in trockenen Tüchern ist der Handel mit der Lieferfirma Bavarian Nordic noch nicht. Auf Anfrage schreibt das zuständige Bundesamt für Gesundheit BAG, dass es «sich derzeit in Vertragsverhandlungen mit dem Hersteller des Impfstoffs und demjenigen von Medikamenten» befinde. «Sobald die Verträge unterzeichnet sind, werden wir darüber informieren.»
Völlig unverständlich, dass der Bund auch sechs Wochen nach dem Entscheid des Bundesrates noch immer keinen Vertrag unterschrieben hat.
Roman Heggli, Geschäftsleiter von Pink Cross, hat dafür kein Verständnis. «Es ist für mich völlig unverständlich, dass der Bund auch sechs Wochen nach dem Entscheid des Bundesrates noch immer keinen Vertrag unterschrieben hat.»
Vertragsverhandlungen können Zeit in Anspruch nehmen, da die Bedingungen durch die beteiligten Parteien geprüft und angenommen werden müssen.
Beim BAG hält man fest, dass diese zentrale Impfstoffbeschaffung durch den Bund einige Hürden zu meistern hatte, wie beispielsweise die Bewilligung durch die Finanzdelegation anfangs September. «Vertragsverhandlungen können Zeit in Anspruch nehmen, da die Bedingungen durch die beteiligten Parteien geprüft und angenommen werden müssen. Weitere Angaben dazu können wir im Moment nicht machen.»
Zeitpunkt der Auslieferung weiterhin unklar
Auch einen ungefähren Zeitpunkt, bis wann die Impfdosen ausgeliefert werden können, will man beim Bund nicht machen. Das sei sehr ärgerlich, sagt Heggli. Ende August habe man darauf gehofft, dass in der Schweiz binnen weniger Tage oder Wochen mit dem Impfen begonnen werden könne.
«Wir spüren jetzt natürlich einen riesengrossen Frust wieder in der Community, weil man immer noch auf diese Impfung wartet, obwohl alle anderen Länder in der EU längst am Impfen sind oder diese Impfung bereits abgeschlossen haben», sagt Heggli.
Mittlerweile scheint der Höhepunkt der Ansteckungswelle überschritten. Seit einem Monat sinken die Fallzahlen in der Schweiz stark. In der letzten Woche wurden gerade noch fünf neue Affenpockenfälle registriert. Der Rückgang der Ansteckungen ist laut der Aids-Hilfe Schweiz auf das veränderte Sexualverhalten der Risikogruppen zurückzuführen.