Pierre Maudet ist zurück in der Genfer Regierung – obwohl er wegen Vorteilsannahme verurteilt wurde und obwohl er die Genfer Bevölkerung und seine Regierungskollegen angelogen hat.
Drei der sechs anderen Mitglieder der Regierung haben den tiefen Fall Maudets in der vergangenen Legislatur miterlebt – und jetzt müssen sie wieder mit ihm zusammenarbeiten.
Das Vertrauen kann man nicht per Dekret verfügen.
Einer von ihnen ist der Grüne Antonio Hodgers. Seit seiner Jugend politisiert er Seite an Seite mit Maudet. Die beiden kennen sich schon seit Jahrzehnten. Maudet hatte die Genfer Regierung über seine Reise nach Abu Dhabi angelogen – und auch über Steuertricks. Diese Vorgänge hätten ihn tief verletzt, sagt Hodgers. «Ich werde mit Maudet zusammenarbeiten – doch das Vertrauen kann man nicht per Dekret verfügen», betont der grüne Genfer Staatsrat. Dieses müsse vielmehr wieder aufgebaut werden.
Auch der wiedergewählte Thierry Apothéloz von der SP hat die Affäre Maudet nahe miterlebt. Für ihn ist klar: «Es ist jetzt an Pierre Maudet, zu zeigen, dass er auch anders kann.»
Für Nathalie Fontanet von der FDP war die Affäre Maudet noch dramatischer: Sie erlebte sie nicht nur in der Regierung, sondern auch innerhalb ihrer Partei. Maudet war nach langem Tauziehen im Juli 2020 aus der FDP ausgeschlossen worden.
Maudet: Zähler wieder auf null
Für Fontanet ist klar: In einer Demokratie hat das Stimmvolk das letzte Wort. Deshalb werde sie mit Maudet wie mit allen anderen Regierungskolleginnen und -kollegen zusammenarbeiten.
Auch Pierre Maudet selber sieht durch seine Wahl den Zähler wieder auf null zurückgestellt. Doch auch er sagt: «Das Vertrauen kann nicht per Dekret verfügt werden.» Die Narben der vergangenen Legislatur werden auch in der kommenden Amtszeit noch zu spüren sein.