Weltweites Prestige und Hunderte Millionen Franken Einnahmen pro Jahr bringen die internationalen Sportverbände der Stadt Lausanne und der Region. Allen voran das Internationalen Olympische Komitee (IOK). Wegen des IOK darf sich Lausanne Olympiahauptstadt nennen. Logisch also, dass die Stadt das IOK und die Verbände hofiert.
Doch seit kurzem gibt es auch kritische Töne. Das Stadtparlament befasst sich mit der Forderung, das Stadion Juan-Antonio Samaranch umzubenennen, weil Samaranch ein Anhänger vom spanischen Diktator Francisco Franco war. 2001 hat die Stadt zu Ehren des mittlerweile verstorbenen Samaranch das Fussballstadion nach ihm benannt.
Zwei Brüder reichten Petition ein
Im Stade Juan Antonio Samaranch spielten Karl und Nils Voggensperger als Kinder Fussball. Als junge Erwachsene begannen sie sich für den Stadionnamen zu interessieren, erinnert sich Karl Voggensperger. «Uns war nicht ganz klar, wer diese Figur war. Dann haben wir recherchiert und gesehen, dass er Präsident des IOK gewesen ist, aber auch Mitglied der Partei von Franco und sogar der Regierung.»
Die Brüder waren sich einig, ein Stadion sollte nicht den Namen eines Anhängers des spanischen Faschisten Francisco Franco tragen. Niemand sollte im Stadion eines Faschisten spielen. «Weil diese Werte von Herrn Samaranch in seiner Vergangenheit vertreten wurden, nicht mit unseren Werten übereinstimmen und die auch unseres Vereins und unserer Stadt», sagt Karl.
2023 reichten Karl und Nils Voggensperger im Stadtparlament eine Petition ein. Man soll das Stadion wieder Stade Lausanne-Ouchy nennen, so ihre Forderung. Die zuständige Parlamentskommission sah das genau so. So kam das Anliegen ins Parlament.
-
Bild 1 von 2. Die Brüder Nils und Karl Voggensperger (links) übergeben dem Präsidenten des Gemeinderates von Lausanne, Matthieu Carrel (2. rechts) die Petition am 1. November 2023. Rechts im Bild: Ihr Unterstützer Yusuf Kulmiye, Gemeinderat von Lausanne. Bildquelle: KEYSTONE/Jean-Christophe Bott.
-
Bild 2 von 2. Die Forderung: Das Stadion Juan-Antonio Samaranch soll unbenannt werden. Bildquelle: KEYSTONE/Jean-Christophe Bott.
Das Thema sei delikat, es handle sich um eine Hexenjagd, tönte es im Parlament aus den Reihen der FDP. Und: Man sollte nicht den Stab über einer Person brechen, die nicht von einem Gericht für schuldig befunden wurde.
Stadionfrage bleibt offen
Die Grünen und auch andere Linksparteien zeigten sich unbeeindruckt. Samaranch war ein Faschist, hiess es da. Darum sei sein Name völlig unangebracht für ein Stadion. Es gehe hier auch um den Ruf der Stadt.
Wie es in der Stadionfrage weitergeht, muss nun Stadtpräsident Grégoire Junod entscheiden. Aktuell will er sich dazu nicht äussern. Der abtretende IOK-Präsident Thomas Bach verweist wiederum auf Junod und das Parlament. «Ich habe volles Vertrauen, dass das dort in der richtigen Art und Weise behandelt wird», sagt Bach.
Mitte März wählt das IOK den Nachfolger von Thomas Bach. Der Sohn von Juan Antonio Samaranch ist einer von sieben Kandidaten. Der Spanier gehört zu den Favoriten auf das Amt.