Zum Inhalt springen

Umstrittener Name Lausanner Stadion soll nicht mehr Juan-Antonio Samaranch heissen

Zwei Brüder fordern, dass das Lausanner Stadion Juan-Antonio Samaranch einen neuen Namen bekommt. Derzeit ist es nach dem ehemaligen IOK-Präsidenten benannt – einem Anhänger von Diktator Francisco Franco.

Weltweites Prestige und Hunderte Millionen Franken Einnahmen pro Jahr bringen die internationalen Sportverbände der Stadt Lausanne und der Region. Allen voran das Internationalen Olympische Komitee (IOK). Wegen des IOK darf sich Lausanne Olympiahauptstadt nennen. Logisch also, dass die Stadt das IOK und die Verbände hofiert.

Doch seit kurzem gibt es auch kritische Töne. Das Stadtparlament befasst sich mit der Forderung, das Stadion Juan-Antonio Samaranch umzubenennen, weil Samaranch ein Anhänger vom spanischen Diktator Francisco Franco war. 2001 hat die Stadt zu Ehren des mittlerweile verstorbenen Samaranch das Fussballstadion nach ihm benannt.

Zwei Brüder reichten Petition ein

Im Stade Juan Antonio Samaranch spielten Karl und Nils Voggensperger als Kinder Fussball. Als junge Erwachsene begannen sie sich für den Stadionnamen zu interessieren, erinnert sich Karl Voggensperger. «Uns war nicht ganz klar, wer diese Figur war. Dann haben wir recherchiert und gesehen, dass er Präsident des IOK gewesen ist, aber auch Mitglied der Partei von Franco und sogar der Regierung.»

Die Brüder waren sich einig, ein Stadion sollte nicht den Namen eines Anhängers des spanischen Faschisten Francisco Franco tragen. Niemand sollte im Stadion eines Faschisten spielen. «Weil diese Werte von Herrn Samaranch in seiner Vergangenheit vertreten wurden, nicht mit unseren Werten übereinstimmen und die auch unseres Vereins und unserer Stadt», sagt Karl.

Wer ist Juan-Antonio Samaranch ?

Box aufklappen Box zuklappen
Mann am Schreibtisch mit gemaltem Olympiaringe-Bild im Hintergrund.
Legende: Juan Antonio Samaranch in seinem IOK-Büro in Lausanne 1987. IMAGO / Laci Perenyi

Juan Antonio Samaranch war ein spanischer Diplomat und Sportfunktionär, der von 1980 bis 2001 als Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOK) amtierte.

Samaranch gilt als umstrittener Revolutionär. Indem er die Olympischen Spiele zu einer Riesenshow- und Geldmaschine gemacht hat, führte er das IOK zu grösserer Unabhängigkeit. Andererseits hielt mit dem zunehmenden Gigantismus der Spiele, zusammen mit verheerenden Personalentscheiden Samaranchs, die Korruption Einzug und die Doping-Seuche fand ein fruchtbares Terrain.

Auch seine frühere Karriere unter dem Franco-Regime in Spanien wird kritisch betrachtet, da er während dieser Zeit verschiedene politische Ämter innehatte. 2010 verstarb er im Alter von 89 Jahren in Barcelona.

2023 reichten Karl und Nils Voggensperger im Stadtparlament eine Petition ein. Man soll das Stadion wieder Stade Lausanne-Ouchy nennen, so ihre Forderung. Die zuständige Parlamentskommission sah das genau so. So kam das Anliegen ins Parlament.

Das Thema sei delikat, es handle sich um eine Hexenjagd, tönte es im Parlament aus den Reihen der FDP. Und: Man sollte nicht den Stab über einer Person brechen, die nicht von einem Gericht für schuldig befunden wurde.

Stadionfrage bleibt offen

Die Grünen und auch andere Linksparteien zeigten sich unbeeindruckt. Samaranch war ein Faschist, hiess es da. Darum sei sein Name völlig unangebracht für ein Stadion. Es gehe hier auch um den Ruf der Stadt.

Wie es in der Stadionfrage weitergeht, muss nun Stadtpräsident Grégoire Junod entscheiden. Aktuell will er sich dazu nicht äussern. Der abtretende IOK-Präsident Thomas Bach verweist wiederum auf Junod und das Parlament. «Ich habe volles Vertrauen, dass das dort in der richtigen Art und Weise behandelt wird», sagt Bach.

Mitte März wählt das IOK den Nachfolger von Thomas Bach. Der Sohn von Juan Antonio Samaranch ist einer von sieben Kandidaten. Der Spanier gehört zu den Favoriten auf das Amt.

Mann mit Brille spricht bei Pressetisch, olympische Ringe im Hintergrund.
Legende: Juan Antonio Samaranch Junior ist IOK-Mitglied und Kandidat für die Präsidentschaft des Internationalen Olympischen Komitees. IMAGO / Xinhua

Rendez-vous, 14.03.2025, 12:30 Uhr

Meistgelesene Artikel