Mamishaus bei Schwarzenburg war einst für die Schweiz so etwas wie das radiophonische Tor zur Welt. Von hier aus schickte Schweizer Radio International zwischen 1939 und 1998 via den Kurzwellensender Schwarzenburg Nachrichten aus der Schweiz rund um den Globus.
Musik aus dem Dachkännel
Die mit den Jahren immer weiter erhöhte Sendeleistung habe in der Nachbarschaft zu unerklärlichen Phänomenen geführt, erinnert sich der pensionierte Lehrer Fritz Wyss: «Man hörte Musik im Dachkännel oder das Kurzwellenprogramm im Radio, obwohl man etwas anderes eingestellt hatte.» Zunächst habe man dies nicht tragisch genommen und darüber gelacht.
Dann seien gesundheitliche Probleme dazu gekommen, was sogar eine Studie der Universität Bern bestätigte: Kopfschmerzen, Schlaflosigkeit, Depressionen. Für viele Anwohner war klar, dass der Kurzwellensender daran Schuld war. «Wenn die ganze Familie morgens um 1 Uhr wach war, schauten wir, wie die Antenne ausgerichtet war – sie sendete dann stets in unsere Richtung», so Wyss.
Widerstand gegen den Kurzwellensender
Der Lehrer gründete dann zusammen mit 300 Mitstreitern den Verein SchoK – «Schwarzenburg ohne Kurzwellensender». Die Bürgerinitiative im beschaulich-konservativen Berner Hinterland war ganz nach dem Geschmack von Hansueli Jakob. Der gelernte Elektrotechniker hatte schon seit Mitte der 1980er-Jahre auf eigene Faust die elektromagnetischen Felder rund um Schwarzenburg vermessen.
In Zeiten des Kalten Krieges machte er sich damit höchst verdächtig – was für Jakob nicht immer lustig war. Wegen des Verdachts, er sei im Auftrag der Sowjetunion aktiv, waren er und seine Frau im Dorf Aussenseiter. Doch Jakobs Aufsässigkeit, der wachsende Widerstand in der Region und die erwähnte Universitätsstudie zeigten Wirkung. 1998 stellten die PTT den Kurzwellensender Schwarzenburg ab.
Doch Jakob wollte es nicht beim einen Erfolg belassen – und baute das Untergeschoss seines Einfamilienhauses zur Widerstandszentrale gegen Elektrosmog aus.
Jakob weiss alles über Strahlenquellen
Inzwischen hat er seinen Computer mit Tausenden von Tabellen und Dokumenten über Sendeanlagen, Hochspannungsleitungen und Mobilfunkantennen gefüttert. Die Wände des Büros sind fast lückenlos bedeckt mit farbigen Bundesordnern: «Das sind alles Einsprachen und laufende Beschwerdeverfahren, eingereiht nach Ortschaften und Jahren», so Jakob.
Er hält Handy-Antennen für ebenso schädlich wie seinerzeit den Kurzwellensender. Zwar hätten die Handy-Antennen eine wesentlich schwächere Leistung als der Kurzwellensender. «Doch sie stehen mitten zwischen den Wohnhäusern.»
5G-Moratorien in verschiedenen Kantonen
Vor allem die neuen 5G-Antennen sind umstritten – nicht nur im Schwarzenburgischen. Die Kantone Waadt, Genf und Jura haben für den Ausbau von 5G bereits Moratorien beschlossen, diskutiert werden solche auch in Bern und Luzern: Das bringt den 81-jährigen Aktivisten gegen Elektrosmog zum Strahlen. «Überall brodelt es wie verrückt – da kommt noch etwas!», sagt Jakob.
So lange seine Kräfte reichen, will Jakob Teil dieses Widerstandes sein. Von ihm aus könnten Mobilfunkantennen den gleichen Weg gehen wie seinerzeit die Masten des Kurzwellensenders Schwarzenburg: Diese wurden nach Nordkorea verschifft.