Es ist ein neuer Zuschauerrekord in Wengen: 80'000 Skifans pilgerten am Wochenende an die Ski-Weltcuprennen in Wengen. Sie fieberten mit den Fahrern mit und feierten die Schweizer Siege von Marco Odermatt und Franjo von Allmen. Gefeiert wurde an der Rennstrecke, im Zielgelände und in der Bar im Après-Ski. Dabei kam es zu zahlreichen Unfällen, Stürzen und anderen medizinischen Notfällen.
Vom Knochenbruch bis zum Herzinfarkt
Von Freitag bis und mit Sonntag mussten die Rettungsteams in Wengen rund 140 Einsätze leisten, wie der Notarzt und leitende Rennarzt Markus Sinsel auf Anfrage von SRF sagt. «Es gab Stürze, Knochenbrüche, aber auch andere medizinische Notfälle.» Dazu gehört zum Beispiel der Herzinfarkt.
Am meisten Vorfälle gab es laut Sinsel am Samstag, dem publikumsstärksten Renntag. Allein am Abfahrtsrenntag seien es 35 mittelschwere sowie 52 leichte Verletzungen oder Erkrankungen gewesen. «Am Samstag dominierten vor allem Unfälle mit Knochenbrüchen, Bänderverletzungen am Knie und Schnittwunden», erklärt Sinsel.
Markus Sinsel und sein Team sind am Lauberhorn zum einen für die medizinische Versorgung und Rettung der verunfallten Profi-Athleten während der Rennen verantwortlich. Zum anderen kümmern sie sich vor, während und nach den Rennen gleichzeitig um verunfallte, erkrankte und verletzte Skifans.
Die Patientinnen und Patienten werden jeweils entweder vor Ort in Wengen im «Xundheitszentrum», der Arztpraxis von Markus Sinsel, versorgt oder müssen mit einem Rettungshelikopter der Air Glaciers in ein Spital transportiert werden.
Oft ist Alkohol im Spiel
Bei einem Ski-Fest fliesst traditionsgemäss viel Alkohol. Oftmals wird schon auf dem Anreiseweg frühmorgens im Zug mit dem ersten Bier angestossen. Gleichzeitig sind die Zuschauerinnen und Zuschauer mit den Skiern, dem Snowboard, dem Schlitten und zu Fuss unterwegs – bei Schnee, Eis und Glätte. Da kommt es schnell mal zu Stürzen und Unfällen. Erst recht, wenn noch Alkohol im Spiel sei, sagt Sinsel.
«Viele unserer Patientinnen und Patienten sind nicht nüchtern.» So gab es auch dieses Jahr zahlreiche Einsätze am Freitag und Samstag in der Nacht, als in Wengen im Après-Ski bis in die frühen Morgenstunden gefeiert wurde.
Mit den total 140 Einsätzen während des gesamten Rennwochenendes in Wengen sind es unter dem Strich mehr als in anderen Jahren. Weil es dieses Jahr wieder einen neuen Zuschauerrekord gab, sei das aber nicht erstaunlich, so Markus Sinsel. «Je mehr Menschen, desto mehr Einsätze, das ist logisch».
«Wir kamen teils an unsere Leistungsgrenze»
Für die Versorgung waren am Rennwochenende in Wengen über 50 Personen im Sanitätsdienst im Dauereinsatz. Dazu gehören unter anderem die Notärztinnen und Notärzte sowie die Rettungssanitäterinnen und Rettungssanitäter.
«Da es dieses Jahr nochmals mehr Zuschauerinnen und Zuschauer vor Ort hatte als noch letztes Jahr, hat es gewisse Bereiche gegeben, wo wir zu bestimmten Zeiten an die Leistungsgrenze gekommen sind», erklärt Sinsel. Man werde daher fürs kommende Jahr das Versorgungskonzept überprüfen und dort, wo nötig, Anpassungen vornehmen.
Kommen nächstes Jahr noch mehr Leute an die Lauberhornrennen, dürfte es auch für Markus Sinsel und seine Rettungsteams noch mehr Einsätze geben.